Organisation Islamische Konferenz

■ Eine islamische Internationale zur Förderung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit

Berlin (taz) – Mit den jüngsten Beschlüssen zu Bosnien meldet sich eine Organisation zu Wort, der bislang international wenig Beachtung geschenkt wurde. Die erste Gipfelkonferenz, auf der ein Zusammenschluß aller islamischen Staaten in Erwägung gezogen wurde, fand im September 1969 in Marokko statt. Unmittelbarer Auslöser war der Brandanschlag auf die Al-Aqsa-Moschee am 21.August jenes Jahres in Jerusalem. Die meisten Moslems sahen darin Teil eines „zionistischen Planes“ zur Zerstörung des drittwichtigsten islamischen Heiligtums.

Der formale Beschluß zur Gründung der Organisation Islamische Konferenz (OIC) erfolgte ein halbes Jahr später auf der Außenministerkonferenz in Jidda. Die saudische Hafenstadt ist zugleich Sitz des ständigen Sekretariats der heute 47 Mitglieder zählenden Organisation, die eine Milliarde Moslems auf der ganzen Welt vertritt. Ziel der OIC ist die „Förderung von Solidarität und Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Soziales“. Allerdings haben innerislamische Konflikte, wie der Krieg zwischen Pakistan und Bangladesh ebenso wie zwischen dem Iran und dem Irak und der Einfall irakischer Truppen nach Kuweit eine wirksame politische Koordination immer wieder verhindert.

Die wichtigste Wirtschaftsorganisation der IOC ist die Islamische Entwicklungsbank, mit einem Grundkapital von vier Milliarden Dollar nach Weltbank und IDA die drittwichtigste Entwicklungsagentur der Welt. Die Schaffung eines „islamischen Wirtschaftsraumes" ist bislang jedoch eine Zukunftsvision auf dem Papier geblieben.

Einmütigkeit zeigt die IOC meistens da, wo die Interessen von Moslems durch „äußere Feinde“ bedroht werden: in der Palästinafrage, nach der Besetzung Afghanistans durch sowjetische Truppen oder bei der Verteidigung moslemischer Minderheiten in Kaschmir, auf den Philippinen oder in Äthiopien. Der „Islamische Solidaritätsfonds“, dessen Ausgaben zu einem Drittel durch Saudi-Arabien bestritten werden, unterstützt moslemische Gemeinschaften beim Bau von Moscheen, Krankenhäusern und Schulen. Priorität genießt zur Zeit die Wiederbelebung des islamischen Kulturerbes in den mittelasiatischen Republiken der Ex-Sowjetunion.

Andere Unterorganisationen der OIC sind eine Islamische Nachrichtenagentur, ein Islamischer Gerichtshof mit Sitz in Kuweit, der Internationale Halbmond, einem Pendant zum Internationalen Roten Kreuz. Die Außenministerkonferenz verabschiedete auf ihrer Jahrestagung 1990 in Kairo eine „Islamische Menschenrechtserklärung“. Ivesa Lübben