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Die Kuh ist vom Eis

Hamburgische Kulturstiftung trägt neue  ■ Kampnagel-GmbH

Statt eines ehrenamtlichen Trägervereins soll Kampnagel künftig von einer halbstaatlichen GmbH verwaltet werden. Eine staatliche GmbH hatte vor drei Jahren Ex- Kultursenator Ingo von Münch (FDP) gefordert, doch der Senat, der kein viertes Staatstheater wollte, hatte die Pläne damals abgelehnt. Nun wird die Hamburgische Kulturstiftung, ein Klub wohlhabender Hanseaten mit Gemeinsinn, als alleiniger Gesellschafter die formale Trägerschaft des neugestalteten Unternehmens übernehmen. Die Kulturbehörde bezuschußt den Betrieb weiterhin und hat im Aufsichtsrat die Federführung. Dadurch soll eine verantwortliche Kontrolle der Geschäftsführung hergestellt werden.

Auf seiner Sitzung am Donnerstag beschloß der Stiftungsrat, die GmbH mit einer Stammkapitaleinlage von 12500 Mark auf die Beine zu stellen. Kultursenatorin Christina Weiss hat mit dieser Lösung zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Defizite werden nicht — wie in den Staatstheatern — am Jahresende aus dem Steuersäckel gestopft, und künftig werden die Finanzen zweimonatlich überprüft. Und: Alle MitarbeiterInnen des Betriebes werden übernommen.

Erst vor sechs Wochen hatte der Vorstand des Kampnagelträgervereins die Forderung nach Umwandlung in eine GmbH gestellt und Bewegung in die verfahrene Situation gebracht. Weiss hofft nun, durch die neue Regelung den Betrieb zu konsolidieren, um es am Leben zu erhalten. Deshalb „soll die GmbH so schnell wie möglich gegründet werden“. Der Aufsichtsrat wird neun Mitglieder haben, bestimmt von Kulturbehörde und Kampnagelleitung. Auch der Amtsleiter des Bezirks Nord bekommt einen Sitz. Ein Beirat, der sich aus den höchst unterschiedlichen Künstlern auf Kampnagel zusammensetzt, soll zudem Kontakt und Klima zwischen Kunst und Politik verbessern.

Hans Man in't Veld, bis 1994 künstlerischer Leiter des Geländes, findet, daß nun „eine gute Lösung“ gefunden wurde, die, wäre sie schon vor drei Jahren beschlossen worden, viel Ärger vermieden hätte. Inzwischen aber habe der neue künstlerische Leiter Jack Kurfess die Kontakte zu allen Künstlergruppen verbessert. Das Defizit, das im Sommer auf 900000 Mark geschätzt wurde und das die GmbH in den kommenden Jahren abtragen muß, schmolz auf 750000 Mark zusammen. Mutmaßungen über den künftigen „Intendanten“ der ehemaligen Gabelstaplerfabrik gibt es auch schon. Daß allerdings der diesjährige Dokumenta-Chef Jan Hoet Interesse angemeldet habe, mochte Weiss nicht bestätigen. Über seine Kandidatur würde sie sich allerdings „sehr freuen“. jk

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