Krupp ausgebremst

Wirtschaftssenator wird vermutlich nicht Chef der  ■ Landeszentralbank

Wer wollte das nicht: Auf die alten Tage noch einmal hinter den Kulissen auf der Klaviatur der europäischen Finanzpolitik spielen, ein angenehmes sechsstelliges Gehalt beziehen und sich Bankdirektor nennen dürfen?! Prof. Dr. Hans- Jürgen Krupp, einst Rektor der Uni Frankfurt, dann Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW, Hamburger Finanz- und jetzt Wirtschaftssenator, hat mehrfach öffentlich bekundet, ein Wechsel auf den Chefsessel der neugegründeten norddeutschen Landeszentralbank würde ihm schmecken.

Die Bundesländer Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein müssen sich auf einen Kandidaten einigen. Björn Engholm war von Beginn an für Krupp, nicht zuletzt, weil die Bundes-SPD sich bei ihm in der Schuld sieht. Krupp war 1988 trainingshalber in Hamburg Finanzsenator geworden, damit er bei einem eventuellen Wahlsieg der SPD in Bonn Wirtschaftsminister werden könne.

Krupp hat zwar Geschmack an seinen Hamburger Jobs gefunden, wurde gar noch Vizebürgermeister, schätzt große Zusammenhänge jedoch mehr als kleine, die Analyse mehr als die Tat. Diese Fähigkeiten hätte er gerne in den Zentralbankrat eingebracht, das berüchtigte Geheimkabinett der deutschen Finanzpolitik.

Dort war man von Beginn an entsetzt über das Eintrittsbegehren des kritischen Outlaws, der sich zuletzt erdreistet hatte, die Hochzinspolitik zu geißeln. Das Schmuddelkind Hans-Jürgen Krupp, so war sich die Banker-Elite einig, darf nicht rein in den Klub. Offenkundig ist es der Frankfurter Finanzmafia jetzt gelungen, Bonn so unter Druck zu setzen, daß die CDU ihren Schweriner Stadthalter Berndt Seite, der allein noch zwischen Krupp und dem Zentralbanksessel steht, zu einem strammen Njet zu verpflichten.

Was nun? Krupp ist enttäuscht. Schließlich hat er Mecklenburg mit Leihbeamten und Sachverstand von Wendebeginn an massiv geholfen.

1Vieles deutet darauf hin, daß jetzt ein stromlinienförmiger Banker ausgeguckt wird, der die Frankfurter Kreise nicht stört. Auch Voscherau ist erleichtert: Dem wackeligen Bürgermeister käme die Herausforderung einer Senatsumbildung derzeit ausgesprochen ungelegen. Florian Marten