Wird nicht wieder vorkommen

■ Betr. „Das Teure am Theater ist das Spielen“, vom 3.12.

Sehr geehrte Frau Stolle,

Sie vergaßen: Wir haben im Musiktheater im Dezember die Wiederaufnahme der „Verkauften Braut“. Im Theater am Goetheplatz wird also neben dem Märchen und der besagten „Witwe“ auch „Nathan“, „Verkaufte Braut“ und „Figaros Hochzeit“ gespielt. Was soll die Unterstellung: nur Märchen und „Witwe“?

Im Schauspiel haben wir große Probleme mit der geringen Zahl der Techniker (es fehlen mindestens vier Stellen). Das sind Probleme, die schon lange, lange anliegen und die vor meiner Vertragsunterschrift mit der damaligen Regierung ein „Gemeinsamkeit“ einer Lösung zugeführt werden sollten.

Ich lebe nicht in Fehde mit Frau Dr. Trüpel. Wir haben keine Millionenüberziehung. Im Moment beträgt die Hochrechnung am Ende der Spielzeit (im Sommer '93!) 680.000 Mark. Diese wollen und müssen wir reduzieren. Zusätzliche „Ghetto“-Aufführungen sind nicht finanzierbar (Kosten je Vorstellung 12.000 Mark; Einnahmemöglichkeit kaum die Hälfte). Diese Zahl muß sich in Übereinstimmung mit der Berechnung des Geschäftsführers Herrn Rempe befinden, denn sie ist Realität.

Vor großen Premieren („Eduard“ probiert noch heute im Concordia) muß eine Transplantation der Produktion auf die Bühne stattfinden. Wir konnten mit „Eduard“ — bei der geringen Anzahl unserer Techniker — zuvor nie auf die Bühne. Ein ähnliches Problem wird mit „Wendewut“ sich wiederholen. Bei „Meinhof“ hatten wir acht Tage geschlossen, jetzt zwölf. Beides ist zuviel. Die Stücke müssen einfacher werden. Wir wissen das. „Stella“ und „Endstation“ im Frühjahr werden es. Wir alle müssen lernen, uns auf das Maß des heutigen Bremen einzustellen.

Bitte, sehr geehrte Frau Stolle, verführen Sie die Leser der TAZ nicht in Reiche der Unwahrscheinlichkeit, sondern in Bereiche der Wahrheit und Sachlichkeit.

Wir machen keine Ferien. Viele von uns arbeiten rund um die Uhr, und wenn wir z.B. „Helena“ erst im Februar wieder spielen können (auch diese Vorstellung kostet pro Abend zusätzliche 7.000 Mark, und wir wissen heute noch nicht, ob wir die ausgeben dürfen) sind wir glücklich. Zwischen „Ghetto“, „Tochter der Luft“, „Eduard“, „Wendewut“ ist die Produktion nicht zu quetschen. Ich weiß: Helena ist zu „groß“. Solches wird nicht wieder vorkommen. Leider!

Mit freundlichen Grüßen

Hansgünther Heyme