■ Graffiti: „Ausländer raus“ zu sprühen find ich nicht gut
Birgit Deutschmann, 27 J., Krankenschwester
Graffiti find ich gut auf Neubauten. Aber Altbauten sind ja architektonisch oft so schön, daß man da nicht noch Extrakosmetik betreiben muß. Allerdings – wer anders nicht zu Wort kommt, muß seinen Protest eben auf die Wand malen. Das ist vielleicht ein bißchen unorthodox, aber jeder hat ja seine eigene Art, sich auszudrücken. Meine wäre es nicht. Vielleicht bin ich aus dem Alter raus.
Ewald Abler, 47 J., Maschinenbauer
Wenn Graffiti sauber gemacht und gut gestylt ist, hab ich nichts dagegen. Aber das meiste sind doch Schmierereien. Zum Beispiel auf den neuen S-Bahnen. Das finde ich ekelhaft. Vor allem sind es immer dieselben Schriftzüge. Ich verstehe nicht, wie das da rankommt. Während der Fahrt kann man das doch nicht machen, beim Surfen, oder wie das heißt. Da fliegt einem doch der Strahl weg bei dem Fahrtwind.
Dirk Geburzi, 23 J., Lackierer
An der U-Bahn gefällt mir Graffiti gut. Sieht ja auch ganz lustig aus. Ich selber habe allerdings malerisch nichts drauf. Und für das, was ich zu sagen hätte, würde die ganze Wand nicht ausreichen. An Hauswänden finde ich Graffiti nur gut, wenn das ganze Haus bemalt ist. Das muß richtig ins Auge fallen, und Niveau sollte es auch haben. Wenn einer was malt und mir sagen kann, was es ist, ist es okay.
Andreas Dornbusch, 32 J., Erzieher
Graffiti finde ich toll. Es ist für mich eine gleichwertige Kunst gegenüber der etablierten. Eben Kunst von unten. Ich verstehe zwar nicht alles, aber die Kunst von sogenannten studierten Leuten verstehe ich auch nicht immer. Und die Kids, die das machen, wollen sich vor allem untereinander verständigen und sich von den Erwachsenen abgrenzen. Die Eltern müssen ja nicht alles wissen.
Heike Lange, 27 J., Erzieherin
Graffiti ist spaßig. Schön bunt. Eine U-Bahn würde ich gern mal besprühen. Denn so, wie sie sind, sind sie furchtbar eintönig. Aber nicht mit Sprüchen, sondern mit einem richtigen Bild. Auf Neubauten wäre es auch okay – Gedenkbibliothek zum Beispiel, um Farbe ins Stadtbild zu bringen. Aber nicht alles gehört an die Wand. „Ausländer raus“ zum Beispiel nicht, „Nazis raus“ schon eher.
Umfrage: Marlies Wiedenhaupt
Fotos: Norbert Michalke/Octopus
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