Ruhetag als Protest

■ Kneipenwirte gegen Fremdenhaß und Ausländerfeindlichkeit

Berlin. Über hundert Restaurants, Kneipen und Bars in Berlin werden heute geschlossen bleiben. Die Wirte wollen mit dem „Ruhetag zum Aufwecken“ gegen Gewalt und Fremdenhaß protestieren, „weil Pogrom und Mord zum Nachdenken anregen“. Weitere Gaststätten werden sich zeitweise dem Aktionstag anschließen, um das „Alltagsleben zu irritieren“.

So kann es heute passieren, daß in Kneipen der Bierhahn oder die Kaffeemaschine für eine Stunde stillsteht. In etlichen Restaurants wird am Sonntag auf die Preise für Speisen ein Aufschlag verlangt, um damit ein Spendenkonto für Aktionen gegen Ausländerfeindlichkeit einzurichten.

Besonders viele ausländische Gaststätten und Szene-Kneipen haben sich dem „Ruhetag“ angeschlossen. An der Spitze stehen türkische Restaurants und Pizzerien in Kreuzberg und Schöneberg. Geschlossen haben unter anderen das „Übersee“, die „Osteria“, das „Sox“, das „Madonna“, das „La Romantica“ und das „Restaurant Thaler“. Aus dem Ostteil der Stadt habe sich nach Angaben der „Ruhetag“-Initiatorin Freda Heyden kein einziges Lokal bereit erkärt, sich der Aktion anzuschließen. Den meisten Restaurant und Kneipen sei die Aktion zu teuer.

Die Initiatorin hofft, daß sich heute noch viele Gastwirte spontan dem „Ruhetag“ anschließen und vor allem nicht darauf spekulieren, „ein gutes Geschäft“ machen zu können, wenn die anderen Lokale geschlossen haben. Wer nicht ganz schließen will, könne sich immer noch eine eigene Aktion ausdenken. Viele Berliner werden jedenfalls heute eine Überraschung erleben und vor verschlossenen Türen stehen. mal