Mit Keulen gegen Neonazis

■ Neue militante Auseinandersetzungen zwischen Linken und Rechten

zwischen Linken und Rechten

Nach den Neonazi-Anschlägen auf Ausländer nimmt nun die Welle der Gegengewalt drastische Formen an: Am Freitag abend versammelten sich in Bergedorf rund 60 Türken und Deutsche und stürmten anschließend das „Happy Billiard“. Das Cafe wird von vielen rechtsradikalen Jugendlichen und Skinheads besucht.

Nach Polizeiangaben griff die Gruppe mit Rufen wie: „Nazis raus“ mehrere mutmaßliche Rechtsradikale mit Baseballschlägern, Latten und Gaspistolen an. In der Kneipe ging Mobiliar zu Bruch, zwei Männer wurden leicht verletzt. Anschließend schlugen die Angreifer mit Keulen auf rund 20 Autos der Rechtsradikalen ein, die laut Polizei „zum Teil erheblich beschädigt wurden“. Die Beamten nahmen noch auf dem Parkplatz vor dem Café 17 Personen fest.

Unter den Neonazis hat der Überfall offenkundig Überraschung ausgelöst. In einer Mitteilung schäumt der Landesvorsitzende der neofaschistischen Nationalen Liste (NL), Thomas Wulff, weil die Polizei die Aktion nicht unterbunden habe. Die Politiker hätten mit ihren Warnungen vor dem Rechtsradikalismus das „gemeingefährliche Tun“ zu verantworten. Wulff kündigte Gegenaktionen an: „Durch diese Reden und Aufrufe ‘gegen Rechts' wurde in unseren Städten ein explosives Gemisch bereitet, welches sich in nächster Zeit mit zum Teil brutalen Folgen entzünden wird!“

Für ein Ende des „rechten Spuks“ haben am Samstag 1500 FC St.Pauli-Fans demonstriert. Nach dem Spiel gegen Hertha BSC zogen sie über den Kiez, um gegen Ausländerfeindlichkeit zu demonstrieren. In der Kastanienallee warfen einige der Demo-Teilnehmer die Scheiben der Kneipe „Apachenkeller“ ein, der Kiez-Treff vieler rechtsradikaler Hooligans und Skins. Die Polizei ging kurzfristig mit Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor.

In den späten Abendstunden versuchte dann erneut eine Gruppe von Türken mit Baseballschlägern den „Apachenkeller“ aufzumischen. Die Polizei nahm jedoch bereits im Vorwege vier Personen in Gewahrsahm.

Aber auch die Rechtsradikalen waren an diesem Wochenende aktiv: In den gestrigen frühen Morgenstunden versammelte sich eine Gruppe Skins vor dem „Apachenkeller“, um anschließend eine Szene-Kneipe auf dem Kiez plattzumachen. Angesichts der Polizeipräsenz ließen sie aber von ihrem Vorhaben ab. Bereits am Vortag hatten sieben Rechtsradikale das „Weindorf“ gestürmt, waren aber von Gästen vor die Tür befördert worden. Dort schossen sie anschließend mit Gaspistolen und Leuchtspurmunition um sich.

In verschiedenen Stadtteilen kam es aber auch zu friedlichen Aktionen gegen Ausländerfeindlichkeit. Unter dem Motto: „Studies gegen Haß“ demonstrierten in Flottbek rund 20 StudentInnen gegen Fremdenfeindlichkeit. In Bergedorf forderten 80 Frauen aller Nationalitäten bei einer Demonstration: „Gegen Gewalt - keine Ausländerfeindlichkeit.“ Peter Müller