Otmar Willi und seine Happy Hippos

■ Eine Kinderüberraschungs-Eier-Leidenschaft: "..bis zu zwei Zusatzeier am Tag"

Otmar Willi und seine Happy Hippos

Eine Kinderüberraschungs-Eier-Leidenschaft: „..bis zu zwei Zusatzeier am Tag“

An der Kasse im Supermarkt stehen die Kids mit Kinderüberraschungseiern am Ohr, schütteln und lauschen andächtig ins Nichts. „Wo die Figuren drin sind, das klingt ein bißchen dumpf. Aber je nachdem wie das Papier drin liegt, kann man da auch einer Täuschung unterliegen“, sagt Otmar Willi Weber, überhaupt kein Kid mehr, sondern Mitte 30 und eingefleischter Kinderüberrschungseier-Sammler. Seit 5 Jahren macht er täglich ein Ei auf — die Dinger machen offensichtlich nicht nur die Kleinen süchtig.

„Poschmanns, die Nachbarskinder, hatten ja sowas zum Sammeln, wie Bilderbücher oder Klebeheftchen. Bei uns gab's das nicht“, klagt Otmar Willi Weber. Mittlerweile haben Poschmanns längst Grund zum Neid: „Als ich im Januar 1985 nach Bremen ge

hierhin die Figur

mit den Schokoeiern

1.000 Figuren als Ergebnis frühkindlichen NacholbedürfnissesFoto: Katja Heddinga

kommen bin, hatte ich schon einen kleinen Ansatz von etwa fünzig Stück.“ Die Frage „Was ist drin“ trieb seine Neugier immer weiter. Eine wohlfeil ausgedachte Strategie erleichtert ihm inzwischen den Umgang mit seiner Droge. Im Wohnzimmer steht ein ganzer Karton der alueingepackten orange-weißen Schoko-Eier. Daraus darf er jeden Tag eins nehmen. „Doch es kommt häufig zu einem oder gar zwei Zusatz-Eiern am Tag“, gesteht Otmar Willi Weber.

Nach außen erscheint sein Leben ganz normal. Er ist berufstätig, sozial integriert, und auch körperlich hat seine Leidenschaft keine Spuren hinterlassen: „Die Schokolade esse ich nicht, ich verschenke sie an irgendwelche Kinder.“

In der Glasvitrine im Flur stehen um die tausend Figürchen, von Otmar Willi Weber mühsam aus der Schokoladenpelle herausgepuhlt. Zu kleinen „Welten“ hat er sie zusammengestellt: Auf einem Vitrinenbrett die „Welt der Technik“, Roboter, Autos, Flugzeuge.

Eine andere „Welt“ beherbergt allerlei Phantasiefiguren, von Biene Maja über Micky Maus bis zu den Popeyes. Ganz oben tummeln sich neuerdings auch die Happy Hippos.

Hippos, das sind kleine, mit menschlicher Kleidung versehene Nilpferde, um die zur Zeit ein großes Bohei gemacht wird. Auf einem Pinbrett im Supermarkt bietet eine Mutter bis zu fünf Mark für ein Nilpferd aus der aktuellen Sammlung „Happy Hippos auf dem Traumschiff“ — wer weiß, welch' Familientragödie sich dahinter verbirgt.. Ein Vater in Gießen richtete gar eine private Tauschbörse ein, nachdem er und seine vierjährige Tochter bis zu zwanzig Eiern am Tag geköpft hatten und der Käpt–n Happy Hippo noch immer nicht dabei war.

Im Jahr kommen drei Serien mit je zehn Figuren heraus. Zur Zeit laufen noch immer „Die Zunft der Zwerge“ und die Hippos, versehen mit Namen wie Nico Neureich, Willi Wirbelwind, Babsi Baby.

Eier braucht man mindestens, um die zehn Hippos vollzukriegen, eher noch das Doppelte“, verrät Otmar Willi Weber. In der Fernsehreklame verheißt jedes siebte Ei eine der heißbegehrten Serienfiguren. Doch in manchen Kästen sind gar keine Serienfiguren drin, da findet man nur ein Wurm, oder ein Kaninchen im Hut, oder dergleichen mehr. Tip des erfahrenen Sammlers: immer außen auf die Kästen schauen, ob sie eine Serie ankündigen. Vivianne Agena