Weiter Stau am Brandenburger Tor

■ Grüne fordern Durchfahrverbot auch für Busse und Taxen

Tiergarten/Mitte. Etwa 24.000 Autofahrer haben gestern die provisorische Umfahrung am Brandenburger Tor genutzt. Dies berichtete Tomas Spahn, Sprecher der Verkehrsverwaltung, der taz. Von den Autofahrern, denen seit dem vergangenen Wochenende nahe dem Brandenburger Tor zwei Fahrspuren mehr zur Verfügung stehen, wird die neue Straßenführung also nicht stärker genutzt als bisher. Dennoch kam es nach Meldung von dpa am Montag morgen zu erneuten Staus und zähflüssigem Verkehr besonders im Bezirk Mitte, in dem der Verkehr durch enge Einbahnstraßen geführt wird.

„Einige haben noch nicht begriffen, wie es funktioniert“, sagte Spahn und rechtfertigte die insgesamt 2,9 Millionen Mark teure Umfahrung damit, daß es nach seinem Eindruck bereits eine erhebliche Entlastung gebe. Mittelfristig werde der Verkehr in der Voßstraße und der Leipziger Straße flüssiger werden, die Zahl der Fahrzeuge auf der provisorischen Route werde nach Schätzung seiner Verwaltung dann auf 28.000 Fahrzeuge in beiden Richtungen zunehmen.

Die Fraktion Bündnis 90/Grüne forderte gestern, daß Bussen und Taxen die Durchfahrt des Tores verboten wird, da sie jetzt die provisorische Umfahrung nutzen könnten. Der Pariser Platz soll wieder zu einem Aufenthaltsort für Menschen werden, sagte Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion. Außerdem wäre das Symbol der deutschen Einheit in seiner Substanz nicht mehr gefährdet, da es nicht mehr unter den von den Fahrzeugen verursachten Erschütterungen zu leiden hätte.

Die Verkehrsverwaltung lehnte den Vorschlag der Grünen ab. Eine Busspur auf den Umfahrungsstraßen bedeutete, daß die zwei neuen Fahrspuren den Autofahrern fehlen würden und sich folglich an der vorherigen Situation nichts geändert hätte. Ohne Busspuren wiederum müßten sich die Busse in den fließenden Verkehr einordnen.

Die Grünen und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierten die Umfahrung darüber hinaus, weil der Autoverkehr gefördert werde. Spätestens innerhalb eines Jahres stecke der Autofahrer aber auch vor dem Denkmal im Stau, sagte Cramer. Die Umfahrung löse gar nichts, weil sich der Individualverkehr an wichtigen Kreuzungen wie beispielsweise Friedrichstraße/Unter den Linden blockiere. Ein Gutachten des Instituts für Verkehrsplanung an der TU habe bereits 1990 darauf hingewiesen, daß alle wichtigen Kreuzungen in Berlin nicht mehr entlastet werden könnten — egal wie viele Straßen neugebaut werden. Dirk Wildt