Korves-Birne fällt

■ BHV: Skandalumwitterter Bausezernent geht

Heiße Kartoffeln sind dazu da, um fallengelassen zu werden. Die Kartoffel des Jahres in Bremerhaven heißt Heinz Korves. Und wird jetzt von seinen sozialdemokratischen Freunden fallengelassen. Mit etwas Bosheit könnte man den Baudezernenten als politische Skandalnudel der Seestadt bezeichnen. Seit Jahren ranken sich Legenden von Missetaten um seine Person. Ungezählt sind die Rücktrittsforderungen der Opposition gegen ihn.

Und jetzt gelang den in Bremerhaven mitregierenden Grünen, was vorher keinem gelang: Mit einem einfachen Erpressungsmanöver bewegten sie die SPD dazu, Korves zum Rücktritt zu bewegen: „Entweder Korves weg, oder wir kündigen die Koalition.“

Grundsätzlich ist Heinz Korves (60) ein netter Mensch, der im Deutschen Haus einen sauberen Skat spielt und im Lions-Club mit erfolgreichen Bauunternehmern vertrauliche Gespräche führt. Der ehemalige Stadtverordnete Horst Grützner nannte Korves einmal „korrupt“ und berief sich bei Nachfrage folgenlos auf die Interpretetion „moralisch verdorben“.

Korves hatte Beschlüsse der SPD in Bremerhaven auszuführen, die unangenehme Folgen zeitigten: Die Affaire um Einfamilienhäuser im Stadtteil Leherheide-Ost, die viele Familien ins Unglück stürzte, schädigte seinen Ruf am nachhaltigsten, obwohl er juristisch aus dem Schneider war. Später hagelte es Vorwürfe wegen Fehlberechnungen an städtischen Bauten in Millionenhöhe, wegen verjährter Schadenersatzforderungen bei Großbauten der Neuen Heimat. Und jüngst wegen eines Schadens in sechsstelliger Höhe, der der Stadt durch fehlerhafte Erstellung von Erschließungskosten entstand.

Geradezu sprichwörtlich unbeliebt wurde Korves durch seinen Ehrgeiz, historische Bausubstanz, teilweise sogar ohne Magistratsbeschluß, abreißen zu lassen. Der Volksmund prägte für das Abriß-Gerät den Begriff „Korves-Birne“. Wundersamerweise fand das Korves-Töchterchen Arbeit im Betrieb des vom Magistrat fast aussschließlich mit Abbruch-Aufträgen bedachten Unternehmens.

Korves wurde zum öffentlichen Prügelknaben im Magistrat und litt persönlich darunter. „Ich bin nicht euer politischer Feind, ich bin euer Freund!“ beschwor er die SPD-Unterbezirks-Delegierten, die gelegentlich freundschaftlich auf ihn eindroschen. Die Verantwortlichen für die Korves zur Last gelegten Verfehlungen sitzen, so formuliert es die Opposition heute, allerdings auch in anderen Magistratsämtern und in der SPD-Fraktion.

Bis zum 31. Juli 1993 will Korves jetzt noch ein „geordnetes Haus“ schaffen, dann zurücktreten und das geordnete Haus hinterlassen. Erster in der Erbfolge ist nach den Wortmeldungen der Grüne Bürgerschaftsabgeordnete Manfred Schramm. „Ja, ich will Baudezernent werden“, sagte der beurlaubte Lehrer zur taz. Die Grünen haben das Vorschlagsrecht für den Posten. Fraktionschef Peter Pletz räumt Schramm durchaus Chancen ein, will den Job jedoch öffentlich ausschreiben: „Feste Zusagen können wir jetzt aber noch nicht geben.“ Die CDU findet Schramm „vollkommen unakzeptabel“. Der Kandidat: „Letztlich entscheidet die grüne Basis. Und das will ich abwarten.“ Lutz Wetzel