„Nice Scheiß“ für den Gabentisch

Teufel aber auch und Himmelherrgottsakrament, beim „Spätzlekrieg“ flogen ordentlich die Fetzen. Etwa 20 Jahre ist das her, als wochenlang die Heilbronner Stimme mit Leserbriefen bombardiert wurde. Grund für die Auseinandersetzung: Ein durchreisender Vertreter norddeutscher Herkunft hatte sich bei dem Unterländer Regionalblatt schriftlich beklagt, in keinem Lokal bekomme er als Beilage seine geliebte Kartoffel, er fühle sich durch den Zwang zum Verzehr von sogenannten Spätzle genötigt, von Geschmacksoktroyierung war die Rede usw. usf.

Ha! Da rebellierten die Schwaben wie zu Zeiten der Bauernkriege, der Herr aus dem Norden und seine Verteidiger bekamen's knüppeldick. Grasdackel! Gselsbär! Lackaff! Bleib doch, wo der Grünkohl wächst! Ja, es war eine helle Freude, den ohne jede Sachlichkeit ausgetragenen Disput zu verfolgen, der als „Spätzlekrieg“ in die Geschichte der Gegend am Neckar einging.

Undenkbar wäre das heute, längst hat sich der Spatz der Knolle als überlegen erwiesen, gibt es sogar in Lübeck ein schwäbisches Lokal und die Gerätschaft zur Herstellung der blassen, teigigen Regenwürmer (Lumbricidae) allüberall in jedem anständigen Haushaltsladen oder Warenhaus: die Spätzlepresse. Wo sonst vereinigen sich Form und Funktion so hübsch wie bei dem zweiarmigen Ding, durch welches tolerante Menschen sogar Kartoffeln zum Pürree drücken lassen? Wie sonst lassen sich nur mit Mehl und Eiern unzählige Fresser mit Vergnügen satt werden? Was sonst bereitet so viel Lustgefühl wie frische, glitschige Spatzen, die von der Zunge durch die Mundhöhle gejagt werden? -thöm-

Eine Spätzlepresse, auch -drücker genannt, kostet etwa 40 Mark und soll nicht verwechselt werden mit dem Spätzlehobel: der macht Knöpfle, die aussehen wie Kaulquappen.