Staatssekretär will Investoren-Tunnel

■ Verkehrsverwaltung will Sondertunnel für Daimler und Sony am Potsdamer Platz/ Investoren: „Alles Quatsch“

Berlin/Stuttgart. Neues Manöver der Verkehrsverwaltung: Daimler-Benz und Sony sollen am Potsdamer Platz einen eigenen Tunnel bekommen. Am Reichpietschufer (Tiergarten) sollen Liefer- und Personenverkehr auf einer einspurigen Sony-Daimler- Privatfahrbahn im Untergrund verschwinden und unterirdisch bis zum Potsdamer Platz parallel zum geplanten vierspurigen Straßentunnel geführt werden. Dies berichtete gestern Ingo Schmitt (CDU), Staatssekretär der Verkehrsverwaltung, im Abgeordnetenhaus. Bisher sollte nur der vierspurige Straßentunnel den Tiergarten und das Regierungsviertel unterqueren. Für die Investoren am Potsdamer Platz war in dem Straßentunnel eine Ein- und Ausfahrt vorgesehen.

Nun soll der Verkehr aber von den Tiefgaragen und Laderampen unter dem Potsdamer Platz nicht mehr zum Straßentunnel zurückfahren können, erläuterte Schmitts Referatsleiter für Verkehrsentwicklungsplanung, Georg Müller. Statt dessen soll die Blechkarawane eine eigene Ausfahrt nahe der Ebertstraße erhalten. Nach den Kosten befragt, antwortete Schmitt im Verkehrsausschuß, daß auch Berlin ein Interesse an dem Sondertunnel habe, damit ein Teil des Autoverkehrs unter der Erde verschwinde. Allerdings sollte derjenige, „der etwas bestellt“, die Kosten tragen, sagte der Staatssekretär weiter.

Merkwürdigerweise haben aber die Investoren am Potsdamer Platz keinen Privattunnel vorgesehen. Gegenüber der taz zeigten sich Daimler und Sony überrascht. Ursprünglich war geplant, daß die beiden Konzerne am unterirdischen Straßentunnel eine Ein- und Ausfahrt erhalten. Sony-Sprecher Rainer Wagner zu Schmitts Sondertunnel: „Alles Quatsch.“ Auch Daimler-Sprecher Eduard Zanger dementierte den angeblichen Privattunnel-Wunsch: „An unserer bisherigen Planung hat sich nichts verändert.“ Zur Finanzierung sagten beide, es sei selbstverständlich, daß die Investoren die von ihnen gewünschte Ein- und Ausfahrt bezahlen werden. Wagner berichtete, daß Planungsfirmen auf einem gestrigen Investorentreffen eine Ausfahrt am Potsdamer Platz vorgeschlagen haben. Allerdings leuchte ihm dieser Vorschlag nicht ein.

Käthe Zillbach, verkehrspolitische Sprecherin der SPD, zeigte sich über den vorgeschlagenen Privattunnel ebenfalls erstaunt: „Von einer Sonderröhre ist noch nie die Rede gewesen.“ Sie wertete Schmitts gestrigen Vorstoß als Versuch, heimlich die Kapazitäten des Autotunnels unter dem Tiergarten zu erhöhen. Es sei die übliche Tour, wie die CDU die SPD „über den Tisch ziehen“ wolle. Jetzt sei die Liste der Streitpunkte zum Thema Verkehr länger, über die sich die Koalitionspartner kommende Woche auseinandersetzen werden. Die CDU-Fraktion wollte gestern keine Stellungnahme abgeben. Dirk Wildt