Afrotroubadour

■ Salif Keita & Band spielten im Schlachthof

Wenn es ein Regisseur für seinen Konzertfilm so arrangiert hätte, wäre es allzu dick aufgetragen gewesen: auf der linken Seite hatte ein schwarzer Pappa seinen Sohnemann auf die Bühne gehoben, und die beiden Sängerinnen der Band schäkerten und spielten die ganze Zeit mit diesem beneidenswerten Sechsjährigen herum. Auf den rechten Bühnenrand hatte eine Bremer Mutter ihre blonde Tochter gesetzt. Zu ihr beugte sich der hellhäutige Salif Keita selber herunter, und ein paar Momente lang schien er nur für sie zu singen.

Diese schöne, warmherzige Symmetrie des Zufalls war das I - Tüpfelchen eines begeisternden Konzertabends, eines ausgelassenen Tanzfestes, bei dem die knapp sechhundert Zuhörer in der Kesselhalle des Schlachthofes in eine ganz und gar undeutsche Hochstimmung versetzt wurden.

Die Band spielte durchgängig „Upbeat“, also schnelle, heiße Tanzmusik: afrikanischen Pop mit der typischen, sehr hoch gestimmten Rhythmusgitarre, und vermischt mit den modernen Sounds von zwei Keyboardern. Die zum Teil hochkomplizierten Arrangements und Rhythmuswechsel wurden von der sehr guten Band mit einer lässigen Souveränität bewältigt. Die beiden Vokalistinnen festigten noch zusätzlich mit kurzen, rhythmisch gesungenen Refrains die Groove. Von diesem soliden Soundteppich konnte Keita seine Stimme fliegen lassen. Meist gegen den Rhythmus gesetzt, schien sein hoher Soulstimme wirklich abzuheben, und durch diesen wie frei schwebenden Gesang bekam die Musik ihre erhebende, oft enthusiastische Grundstimmung.

Die Konzertreihe Roots Nights war für dieses Jahr schon abgeschloßen, aber die Chance, Keita zum ersten Mal in Bremen auftreten zu lassen war für die Veranstalter ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnten. Diese Wurzelnacht war der krönende Abschluß der Saison, und das nicht nur, weil der Sänger ein direkter Nachkomme des Malikönigs Soundjata Keita ist. Willy Taub