Gedankenaustausch-betr.: "Thema verschenkt" (Zu einer Veranstaltung über eine aktuelle Angelegenheit), taz vom 4.12.92

betr.: „Thema verschenkt“ (Zu einer Veranstaltung über eine aktuelle Angelegenheit),

taz vom 4.12.92

[...] Es ist ja ganz lieb von dem Marko – ganz in echt – wenn er von einem lebensechten Erlebnis in der U-Bahn zu berichten weiß, (wer wüßte das nicht?): Nur hätt' er auch noch ein bißchen darüber nachdenken können und dann noch ein paar weitere Fragen stellen und vielleicht auch mal ein bißchen was an Gedanken, die andere sich schon darüber gemacht haben, auch wenn ihm diese zu kompliziert sind, studieren können... Es wäre ihm vielleicht aufgegangen, daß es einen Unterschied macht, ob man mal ein Erlebnis hat oder ob man sich die Mühe macht, über gewisse Zusammenhänge nachzudenken. Aber dann verliert man natürlich die Traute, die ihm vor Ort mangels Argumenten ohnehin schon fehlte, auch noch in der taz so spontan spontimäßig das Maul aufzureißen, und gerät in Verlegenheit, ob den geschilderten Problemen, die sehr wohl diskutiert werden sollten, nicht doch ein bißchen was mehr als großspuriges Gebelle entgegengesetzt gehörte. Ich weiß nun nicht, ob der Autor diesen Gedanken noch folgen kann, aber wenn die taz noch viele solcher geistloser „Anti-Intellektuellen-Hetzartikel“ bringt, hat sie sicher bald den linken Ast, auf dem sie sitzt, abgesägt. Auch der lebt vom Gedankenaustausch. Kordula Hirt, Berlin 36