Soundcheck: London Underground / Salif Keita

SOUNDCHECK

Heute abend: London Underground. Die Umdefinition des Begriffes „Underground“ fruchtet langsam. Heutzutage erwirbt das Wort nicht gleich den Gedanken an Crash-Kurse für E-Gitarre und Vier-Viertel-Zack, sondern läßt die hier viel richtigere Assoziation Kreativer Dancefloor zu. Koordiniert wird die kommerzielle Zusammenführung unterschiedlichster Londoner Splitter-Moden unter einen Begriff von den beiden DJs Justin Langlands und Dave Henley, die auch unter ihrem eigenen Firmenzeichen Pressure Drop den stilistischen und personellen Eklektizismus betreiben, den sie als Blood Brothers auf der Compilation London Underground mit diversen Gruppen vorführen. Bei ihrer Deutschland-Tournee bringen die zwei Hutträger ein beeindruckendes Menue mit: Ein Live-Gig von D*Note, einem JazzHop-Projekt zweier Studio-Musiker, die sich sonst von Sade oder Ronny Jordan ernähren und hier den Geist von John Coltrane auf die jungen Hüpfer bringen wollen. Danach zaubern die beiden Verdienst-Jockeys Jerry Dammers (vormals Gehirn der Specials a.k.a.) und Paul Guntrip den Clubsoul in die Knochen der erregten Masse, wozu die Performance- Knüstler Vegetable Vision eine Psychedelic-3-D-Light-Show liefern. Außerdem wird auf einer Video-Installation der Dokumentarfilm London Underground gezeigt, der die virulente Club- und Projektszene der angelsächsischen Metropole erklärt. tlb

Mojo-Club, 21 Uhr

Heute Abend: Salif Keita. „Die goldene Stimme Afrikas“ wird der vierzigjährige Sänger aus Mali genannt. In seiner westafrikanischen Heimat ist Keita schon eine Legende. Dort sorgte er vor zwanzig Jahren mit seiner eigenen Combo Les Ambassadeurs für Furore. Für Keita persönlich zählte sein Erfolg doppelt. In der schwarzafrikanischen Gesellschaft galt er als Unglücksträger, weil er als Albino zur Welt kam. Seine wunderschöne Stimme und seine teilweise politischen Texte konnten aber jedes

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9Hindernis nehmen, das im Weg stand, sei es der Aberglaube der Malinesen oder das harte Musikgeschäft in seiner neuen Heimat Paris. Musikalisch verfolgt der Mann mit dem ernsten Blick seit Jahren einen Weg. Les Ambassadeurs spielten die traditionelle Musik Malis mit cubanischen Einflüssen und mit der Hilfe elektrischer Instrumente.

1Heute begleitet ihn immer noch eine Mischung aus afrikanischen und anderen Welt-Rhythmen. Bei seiner letzten Aufnahme Amen wirkten nicht unbekannte Musiker (Joe Zawinul, Carlos Santana) mit. Der Tanz geht mit afrikanischen Klängen nach dem Konzert weiter.

Nikos Theodorakopulos

Fabrik, 21 Uhr