Erneut Bedenkliches

Die Schicksalsgemeinschaft von taz und Kirche im Medienverbund wurde hier erst Montag einbekannt: wir leiden mit der katholischen Deutschen Tagespost unter der Post-Preiserhöhung und bilden insofern die sicherste Interessengemeinschaft seit dem Hitler-Stalin-Pakt. Nun rückt ein weiteres Vorkommnis die gläubige Öffentlichkeitsarbeit in ein naturgemäß Ewiges Licht: Heute nimmt der Fernsehsender „Tele pace“, live aus dem Vatikan, seine Strahlungstätigkeit auf und ist für jeden zu empfangen, der seine Tassen nicht im Schrank und seine Schüssel auf dem Hause hat. Vornehmste Aufgabe des Senders wird es sein, neben dem Angelus die oberhirtlichen Audienzen zu übertragen – was wir schon deshalb begrüßen, weil wir dann nicht mehr verspätet erfahren müssen, welche Schmankerl an Rencontres uns entgehen, die wir in der Berliner Hauptstadt der schlechten deutschen Endlichkeit der allemal sinnlosen Arbeit nachgehen, während in der Ewigen Stadt fleißig am Endsinn gerosenkranzt wird: so soll der Papst neulich erst (nach Kindern, Lahmen, Heiligen und seinem türkisch-bulgarischen Attentäter) einem Blindenhund jenen mild glänzenden Anblick gewährt haben, der dessen Begleitung entging. Diese Liebe, welche die ganze Spezies des Irdischen zu umfassen heiligenscheint (einschließlich dessen, was noch werden will), sticht barmherzig ab von der Hartherzigkeit der Queen, die einem solchen Pärchen Herr & Hund den gemeinsamen Zutritt versagte. Begreiflich, daß alle Ehen ihrer Kinder scheitern: hier war nicht jene Liebe am Werke, die allein auch die irdischen Bindungen segnet und aus noch ungekrönten Häuptern glückliche Bimsköpfe macht. „Das Schale ist des Schrecklichen Anfang“: so stand es ahndungsvoll an dieser Stelle, als das Raunen vom Ende des britischen Traumpaars unüberhörbar selbst den Ohrenschmalz durchstieß. Charles und Di allerdings ist die formale Endgültigkeit nicht gestattet, wollen sie Kronrechte behalten, denn er gehört mit ins Oberstübchen der Kirche von England, und sie würde ihm, durch die Scheidung erst, in den bürgernahen Abgrund folgen, der entscheidenden Titel verlustig gehend: hier sorgt das christliche Dach dafür, daß nicht auseinanderwächst, was für Gemeinwohl und Unterhaltung zusammengehört. Nicht einmal eine Audienz beim Papst, der ja Gott, jedermann und dessen Hund empfängt, könnte hier Abhilfe schaffen, denn anders als die Karoline von Monaco kann der katholische Karol den krönungswilligen Karl nicht zur frostigen Freiheit hin erlösen. So warten wir statt dessen frohlok- kend auf die erste Laus, die dort, beim haarlosen Haupt alles Irdischen und Überirdischen, gegen Pestizid und Wash and go ihr Recht auf Fortpflanzung geltend macht – die Befolgung des Neuen Katechismus, der die Sünde wider die Umwelt kennt, einklagend. Denn eher geht ein Blindenhund (resp. eine Laus) durchs Nadelöhr, als daß wir Sünder reinen Herzens Eingang finden ins Himmelreich. ES