Sex und Power

■ Ab 1993 durchs Telefon: Neuer Hamburger Sex- und Anti-Frust-Service

: Neuer Hamburger Sex- und Anti-Frust-Service

Neue Welten werden bald in Hamburg, der mutmaßlichen Sex- Hauptstadt in Deutschland, beschritten. Zum handelsüblichen Telefonsex-Angebot wird sich ab Februar 1993 ein neuer Service-Typ gesellen: Dann wird der emotional- verarmte Zuhörer mit mehreren Sorten vorgefertigter Erotik-Audio- Tapes erfreut werden.

Produziert werden die Magnet- Tonbänder von der Hamburger Firma Audioland, die Spiellänge wird zwischen drei und sechs Minuten liegen. Die von einer sinnlichen Stimme gesprochenen Texte werden, je nach Veranlagung, vom Kunden entsprechend ausgewählt. Ob es um „Normal-Sex“, sadomasochistische Praktiken oder um Romantisch-Vertüddeltes geht, hier soll nicht derbe-niveaulos daher phantasiert werden. Nach Aussage der Koordinatorin Susanne Gülzow soll das ganze Angebot Stil besitzen und trotzdem konkret bleiben.

Dieser Service kostet natürlich Geld. Abgerechnet werden soll der Service über eine speziell angefertigte Kundenkarte, durch die im übrigen auch sichergestellt werden kann, daß Jugendliche zu dieser Hot-Line keinen Zugang bekommen. Sie soll nur dort verkauft werden, wo Menschen unter 18 Jahren keinen Zutritt haben.

Die von der gleichen Firma entworfene Powerline wird ebenfalls ab Februar eine nützliche Variante des Telefon-Service darstellen. Das Prinzip: Wie das der „Hotline“, doch ohne die pikante Note. Hier sollen statt dessen frustrierte und Chef-kranke Menschen aufgebaut werden. Zu hören sind dort dann so erbauliche Dinge wie: „Du bist der Beste, das weißt du doch“. Oder: „Du mußt dem Chef mal richtig zeigen, wer du bist“. In einer Zeit, wo die Gattin mal aushäusig ist oder nicht mehr bereit ist, die Heim-Psychologin zu spielen, werden solche telefonischen Lebenshilfen offenbar immer dringender. Im Prinzip auch nützlich: Weiß doch die Gattin dann in Mark und Pfennig genau, wieviel ihre verbalen Aufbauarbeiten auf der ehelichen Couch wert sind. Greta Eck