Die Moral von der Geschicht...

■ Hamburger SV 3:3 gegen Eintracht Frankfurt nach 1:3 Pausenstand / Fußballerisches Fest im Waldstadion

3:3 gegen Eintracht Frankfurt nach 1:3 Pausenstand / Fußballerisches Fest im Waldstadion

Es gibt Begriffe mit denen tut man sich gemeinhin schwer: Moral ist so einer. Also Lexikon aufgeschlagen und nachgesehen, was denn damit gemeint sein kann. Denn: „Moral habe seine Mannschaft bewiesen“, resümierte Benno Möhlmann, das 3:3 des HSV gegen die Frankfurter Eintracht.

Also Moral ist: 1. im modernen Sprachgebrauch Sammelbezeichnung für die der gesellschaftlichen Praxis zugrundeliegenden, als verbindlich akzeptierten und eingehaltenen ethisch-sittlichen Normensysteme des Handelns. (Vielleicht, daß man keine ausländerfeindlichen Rufe im Stadion und überhaupt skandiert und daß ist dem Anhang des Hamburger Sportverein ausnahmsweise einmal gelungen, schließlich galt es an diesem Tag zu beweisen, daß der DFB ausländerfreundlich ist: „Mein-Freund-ist- Ausländer-Aktion“).

Dann die zweite Bedeutung von Moral im Lexikon: bei Kant noch weitgehend synonym zu „Ethik die Wissenschaft von den allgemeinen Regeln des reinen Willens.“ Doch mit Kant wollen wir die kurzbehosten Herren auf dem Rasen nicht belästigen.

Vielleicht die dritte Version: Moral: Stimmung, Kampfgeist. Ja, das ist es. Mit 1:3 lag der HSV zur Pause durch teilweise doofe Fehler von Torwart Richard Golz zurück. Vor ein paar Monaten noch, bevor Benno Möhlmann das Zepter bei den Hanseaten in die Hand gedrückt wurde, ein aussichtsloser Fall. Doch jetzt, nachdem Yordan Letchkov entdeckt hat, daß es bei diesem Spiel durchaus von Vorteil sein kann, sich auch ohne Ball zu bewegen, oder Thomas von Heesen sein fußballerisches Talent wiederentdeckt hat, zudem Youngster wie Carsten Bäron und Stefan Schnoor satte Bundesligastars auf die Tribüne bannten, jetzt ist es auch für den HSV möglich, scheinbar aussichtslose Situationen zu meistern. Dadurch erhielten auch die Meisterschafts-Ambitionen von Eintracht Frankfurt im heimischen Waldstadion einen weiteren Dämpfer. Die Treffer zum verdienten 3:3 für die wiedererstarkten Hanseaten markierten Spies (66.) und Mittelfeld-Antreiber von Heesen (68.). Die Tore für die Eintracht hatten Yeboah (9.), Rahn (12.) und Okocha (37.) bei einem HSV-Gegentreffer von Rohde (24.) erzielt. Die Hamburger blieben unter ihrem neuen Trainer Benno Möhlmann nun schon im sechsten Spiel in Folge ohne Niederlage.

Da ist noch ein vierter Begriff von Moral im Lexikon verzeichnet: Die lehrreiche Nutzanwendung (einer Geschichte). Doch die stellt sich bekanntlich beim Fußball erst am Ende einer Spielzeit heraus.

Kader / dpa

Eintracht Frankfurt: Stein — Binz — Bindewald, Roth — Okocha, Rahn (60. Penksa), Bein, Komljenovic, Studer (36. Adamczuk) — Schmidt, Yeboah

Hamburger SV: Golz — Rohde — Ma-

1tysik, Babbel — Spörl (62. Furtok), Schnoor, Hartmann, von Heesen, Woodring (33. Spies) — Bäron, Letchkov

Schiedsrichter: Dardenne (Mechernich) — Zuschauer: 29 000

Tore: 1:0 Yeobah (9.), 2:0 Rahn (12.), 2:1 Rohde (24.), 3:1 Okocha (37.), 3:2 Spies (66.), 3:3 von Heesen (68.)

Gelbe Karten: Schmidt / —

Beste Spieler: Stein, Okocha / Rohde, von Heesen