Horten ohne Hitler

■ Bremer Kaufhaus durchforstet Buchabteilung nach NS-Literatur

„Ich werde keinen Fuß mehr über die Schwelle eines ihrer Häuser setzen.“ Einen geharnischten Brief erhielt gestern die Düsseldorfer Zentrale des Kaufhauskonzerns Horten. Der Bremer Geschäftsmann Ernst Günther Weber hatte in der jüngsten Ausgabe der „Zeit“ eine Notiz gelesen: In den Horten-Filialen in Kempten und Ulm wurden Hitler- und Goebbels-Reden feilgeboten. Solange sich die Konzernleitung nicht entschuldige, wolle Weber Horten boykottieren. In diesen Zeiten sei das ein Geschäftsgebaren, das „nicht mit Begriffen wie Dummheit, Geschmacklosigkeit oder Entgleisung abzutun“ sei.

Noch hat die Konzernzentrale nicht reagiert. In der Bremer Firmenleitung allerdings kann man den ganzen Vorfall überhaupt nicht verstehen: Es habe eine bundesweite Anweisung der Zentrale gegeben, „alle diese Schriften aus dem Verkehr zu ziehen“, sagte Horst Brinkmann, erster Geschäftsführer der Bremer Filiale, und vor gut zwei Wochen seien alle Bücher aus dem Sortiment gezogen worden, die „auch nur im entferntesten an den Zweiten Weltkrieg erinnern.“ Daß vorher schon mal Schriften nationalsozialistischen Inhalts durchgerutscht seien, das will Brinkmann nicht ausschließen: „Wenn man große Antiquariate aufkauft, kommt das mal vor.“ Aber all das könne man nun nicht mehr bei Horten finden. „Wenn wir einen Beitrag gegen die Ausländerfeindlichkewit leisten können, dann sollten wir das auch tun.“ J.G.