Der SFB-Hörfunk muß leiden

■ Rundfunkrat genehmigte den Wirtschaftsplan 1993

Berlin (taz) – Während das Werbegeschäft bei den Privatsendern boomt, guckt der SFB in die Röhre. Statt 43 Millionen Mark, wie noch für 1992 veranschlagt, rechnet man im nächsten Jahr nur noch mit 27 Millionen Werbeeinnahmen. So steht es im SFB- Wirtschaftsplan 1993, der insgesamt Ausgaben in Höhe von 412,13 Millionen Mark und Einnahmen von 407,37 Millionen vorsieht. Mit dem kalkulierten Fehlbetrag von mehr als vier Millionen Mark wachsen die Schulden zwar auf 157 Millionen an. Anlaß zur Sorge bestehe jedoch nicht, meint Verwaltungsdirektor Rennefeldt und verweist auf „stille Reserven“ von schätzungsweise 200 Millionen Mark. Nachdem das asbestverseuchte Fernsehzentrum kostengünstig saniert werden kann, sind Pläne, das Haus zu verkaufen und neu zu bauen, vom Tisch. Allerdings will der SFB in Berlin-Mitte ein Studio für die Hauptstadtberichterstattung einrichten.

Mit nur fünf Gegenstimmen verabschiedete der SFB- Rundfunkrat am Montag den Wirtschaftsplan 1993 und gab damit SFB-Chef Günther von Lojewski grünes Licht für umfangreiche Sparmaßnahmen. 75 Planstellen hatte der SFB-Kapitän bereits 1992 versenkt, weitere 75 sollen im kommenden Jahr folgen, was beim Personalrat des Hauses auf heftigen Widerstand stößt, weil „kein Konzept für den Personalabbau“ existiere.

Für die grüne Rundfunkrätin Alice Ströver ist der Wirtschaftsplan 1993 ohnehin „eine Mogelpackung“, die auf Kosten des Hörfunks, der mit knapp 20 Prozent weniger Haushaltsmitteln auskommen muß, zustande komme. Schon jetzt würden, so die IG Medien, „wichtige Programmbestandteile wie Wissenschafts- und „Dritte Welt“-Sendungen aus dem Hörfunkprogramm gestrichen. „Wir sparen uns nicht zu Tode. Wir sparen, damit das Programm leben kann“, versicherte hingegen Intendant von Lojewski, um sich dann dem Thema „Frequenzentzug“ zu widmen. Am morgigen Freitag entscheidet der Medienrat Berlin- Brandenburg, ob und welche Fernsehfrequenz, die bislang von SFB beziehungsweise ORB genutzt wird, für private Anbieter geräumt werden muß (wegen der Doppelversorgung der Region mit dem Ersten ARD-Programm). Die Medienanstalt, so Lojewski, wolle „auch an unsere Hörfunkfrequenzen heran“. Das sei „ein Anschlag auf die Bestands- und Entwicklungsgarantie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“. Den Medienpolitikern warf er Blindheit gegenüber der Konzentration bei den Kommerziellen vor. „Die Gefahr für das duale System“ gehe von der Medienmacht „solcher Giganten wie Kirch/Springer oder Bertelsmann/RTL“ aus. Hier solle die Medienanstalt tätig werden und „Mut beweisen“. Ilona Marenbach