Medien gegen rechts

■ Radio-Bremen-Initiative / Telefonkette statt Exclusivgeschichte

Medien gegen rechts

Radio-Bremen-Initiative / Telefonkette statt Exclusivgeschichte

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Hermann Vinke, Hörfunk-ChefF.: J.O.

Beim Thema Rechtsradikalismus sollen alle Medien ihr Konkurrenzdenken begraben und gemeinsam eine breite Öffentlichkeit gegen Haß und Gewalt herstellen. „Es gilt, schnellstmöglich eine größtmögliche Öffentlichkeit herzustellen, um das Gift Ausländerhaß zu stoppen,“ erklärte Hermann Vinke, Hörfunk-Direktor bei Radio Bremen gestern vor JournalistInnen. Er forderte einen „Sozialpakt zur Einstellung des Wettbewerbs“ unter den Medien: bei Informationen über rechtsextreme Vorfälle sollten die Redaktion ihre KollegInnen bei anderen Sendern und Zeitungen mit einer Telefonkette alarmieren, um eine allgemeine Berichterstattung zu gewährleisten.

„Die exklusive Geschichte kann momentan nicht unsere Priorität sein“, erklärte auch der Pro

grammdirektor Fernsehen von Radio Bremen, Rüdiger Hoffmann. Öffentlichkeit bedeute Schutz der Betroffenen und mache Mut zum aktiven Eintreten gegen Gewalt. Im Januar soll es ein Gespräch mit den Chefredaktionen der Zeitungen im Sendegebiet von Radio Bremen über diese Kooperation geben.

Die Lichterkette gegen Gewalt, die vom Sender „in jeder denkbaren Weise“ unterstützt wird, dürfe nicht dazu verleiten, mit einem guten Gewissen in die Weihnachtsfeiertage zu gehen. Vielmehr sei ein „selbstkritischer Rückblick“ angesagt: An die Adresse seines eigenen Senders und an die versammelten JournalistInnen stellte Vinke die Frage, „ wie es zu diesem Ausbruch von Haß und Gewalt kommen konnte, obwohl wir doch Tag für Tag berichtet, aufgeklärt, gemahnt haben.“ Die Berichterstattung zum Thema „Ausländer“ solle nicht immer nur Probleme und Gewalt, sondern auch gelungene Integration und friedliches Zusammenleben zeigen. Auf keinen Fall dürften die Medien den rechten Gewalttätern ein Forum für ihre Ideologie bieten. Einen „aufmerksameren und kritischeren Umgang mit Sprache“ forderte Hoffmann. Die gedankenlose Übernahme von Schlagworten wie „Ausländerproblem“ durch die Medien trage zur Verschlechterung der Stimmung bei.

Auch an den Schulen will Radio Bremen die Diskussion zum Thema rechte Gewalt verstärken. Mitschnitte von Hörfunk- und Fernsehsendungen sollen den Schulen zur Verfügung gestellt werden, die AutorInnen wollen sich der Diskussion stellen. Auch am Senatwettbewerb „Keine Chance dem Haß“ will sich der Sender mit einem Sonderpreis für Audio- und Videoproduktionen beteiligen. Bernhard Pötter