Lila Urkunde für Zivilcourage

■ Frauenpreis an Tamara Hentschel und Hildegard von Meier: Engagement für VertragsarbeiterInnen und Vergewaltigungsopfer des Kriegs in Bosnien

Berlin. Eine Augenweide ist das hellila Monstrum von Urkunde nicht gerade, aber schließlich ist es ja auch der Inhalt, der zählt. Zum fünften Mal seit 1987 wurde am Donnerstag abend der Berliner Frauenpreis verliehen. Diesjähriges Motto: „Miteinander leben“. Der mit 5.000 Mark dotierte Preis soll ein Zeichen setzen gegen Fremdenhaß und Gewalt, für Zivilcourage und persönliches Engagement.

Die zwei Preisträgerinnen Tamara Hentschel und Hildegard von Meier, die am Donnerstag von der Senatorin für Frauen, Christine Bergmann (SPD), in den Räumen des interkulturellen Frauenzentrums S.U.S.I. vorgestellt wurden, sind in diesem Sinne erste Wahl. Die Arbeit und das Engagement beider Frauen, so Christine Bergmann, ist „ein Zeichen für alle hier lebenden Menschen, nicht zu schweigen und wegzusehen“. Tamara Hentschel berät in einem von ihr gegründeten Zentrum seit fünf Jahren vietnamesische VertragsarbeiterInnen in Marzahn. Neben dem Angebot einer Rechts- und Sozialberatung kümmerte die Ostberlinerin sich auch um schwangere Vietnamesinnen. Gerade deren Position war in der ehemaligen DDR prekär. Den meisten blieb nur die „Wahl“ zwischen Ausweisung oder Abtreibung. „Ich wollte“, sagt sie, „daß die vietnamesischen Vertragsarbeiter ihr Recht bekommen.“ Der Rummel um ihre Person war ihr sichtlich unangenehm. Stolz ist sie schon, „aber es ist doch nichts besonderes, nur weil man Menschen, egal welcher Hautfarbe, menschenwürdig behandelt.“ Ihr Engagement vor der Wende brachte ihr Abmahnungen und eine Kündigung ein. Jetzt, da sie ein generelles Bleiberecht für die VietnamesInnen einfordert, droht ihr die Arbeitslosigkeit. Ohne höhere Schulbildung darf die gelernte Schneiderin nach deutschem Gesetz nicht länger in einer festen Stelle als Sozialarbeiterin beschäftigt werden.

Die eher zurückhaltende Frau mußte das Blitzlichtgewitter der anwesenden Fotografen allein über sich ergehen lassen. Hildegard von Meier, ihre „Mitpreisträgerin“, hält sich gerade in den USA auf. Die knapp 60jährige Westberlinerin ist seit über zehn Jahren bei den „Frauen für den Frieden“ aktiv. Schon 1982 arbeitete sie in einer Initiative mit dem ostdeutschen Pendant „Frauen für den Frieden DDR“ zusammen. Seit über einem Jahr engagiert sich die Sozialpädagogin für die Opfer des Vergewaltigungs-Kriegszugs in Bosnien. Durch eine von ihr mitorganisierte Friedenskaravane „quer durch das kriegerische Gebiet“ knüpfte sie Kontakte zu Fraueninitiativen in Belgrad, Zagreb und Ljubljana. Ihre Freundin und langjährige Weggefährtin, Marianne Rohmers, nahm für sie Urkunde und Blumenstrauß entgegen.

Das Preisgeld stellt die kämpferische Frau einer neu gegründeten Stiftung im Süd-Ost-Europa-Zentrum zur Verfügung, für die Bosiljka Schedlich verantwortlich ist. Das Geld wird dringend gebraucht, um den Kontakt zu den Frauengruppen im Kriegsgebiet aufrechtzuerhalten. tast