Das Duell der Ungeschlagenen

■ Profi Axel Schulz boxt am Samstag in Berlin um den EM-Schwergewichts-Titel

Berlin (taz) – Das obligatorische Maulduell, das jedem Boxkampf vorausgeht, hat er sympathischerweise verloren: „Solche Kasper- Einlagen sind nicht meine Art“, kommentiert der bodenständige Axel Schulz die Glamour-Show seines Gegners Henry Akinwande. Am Sonnabend gegen Mitternacht werden die beiden im Duell der Unbesiegten – Schulz blieb bei seinen 16 Profikämpfen ungeschlagen, der Brite Akinwande gewann alle 19 Begegnungen – in der Berliner Eissporthalle an der Jafféstraße um den vakanten Titel des Schwergewichts-Europameisters kämpfen. „Ich bin nicht nach Berlin gekommen, um schönes Boxen zu zeigen, sondern ich ziehe in den Krieg“, rührt der farbige Brite blutrünstig die Werbetrommel und kündigt vollmundig an: „In der fünften Runde schicke ich Schulz ins Reich der Träume. Meinem rechten Haken ist er nicht gewachsen. Ich werde ihn verhauen.“

Schulz indes sieht der unverhofften Titelchance gelassen entgegen. Eigentlich kommt der Kampf zu früh für den 24jährigen Mann aus Frankfurt/Oder, der wie Henry Maske von Erfolgscoach Manfred Wolke trainiert wird. „Als wir das günstige Angebot bekamen, und dann noch vor eigenem Publikum, da haben wir eben zugegriffen. Wir wollen uns hinterher nicht vorwerfen müssen, vielleicht eine Chance verpaßt zu haben“, erklärt Wolke. Ausschlaggebend für die Entscheidung war sicherlich die leidige Erfahrung von Henry Maske, dem nunmehr dreimal ein zugesagter EM-Kampf kurzfristig geplatz war.

Verliert Schulz, wird alle Welt tönen, daß es zu früh war für den EM-Kampf. Doch Schulz ist optimistisch: „Ich habe mich mit dem Ex-Europameister Jonny Nelson gut auf die unbequeme Boxweise Akinwandes vorbereitet. Ich weiß, wie ich gegen den zehn Zentimeter größeren Zwei-Meter-Mann zu boxen habe.“

Der hünenhafte Brite gilt unter Experten als Verteidigungskünstler, obgleich er 13 von 19 mal den Ring vorzeitig als Sieger verließ. So setzt das Frankfurter Duo Schulz/ Wolke auf Beschäftigungstherapie. Sie wollen die konditionelle Überlegenheit des kräftigen Axel Schulz ausreizen und Akinwande von Beginn an kräftig scheuchen.

Nicht nur die 80.000 Mark Börse – Akinwande erhält 125.000 Mark – reizen Schulz an dem Fight. Er hat nach J. Blin als erster Deutscher seit 20 Jahren wieder die Chance, den Europameisterschaftstitel nach Deutschland zu holen. Dabei baut er auf die Unterstützung des Publikums: „Viel wird von den Zuschauern abhängen. Der Engländer ist für unsauberes Boxen bekannt. Wenn die Berliner den belgischen Ringrichter darauf aufmerksam machen, ist schon viel gewonnen“, gibt Trainer Wolke die Parole „Zuschauerdruck“ aus.

Wer am Samstag nicht in Berlin dabeisein kann, den tröstet die Live-Übertragung von RTLplus (ab 23.30 Uhr). Dort wird nämlich einer kommentieren, der gleichsam fachlich wie verbal ein Genuß ist: der Kabarettist und Box-Ringrichter Werner Schneyder. miß