Serben vor dem Ziel...

■ ...auch wenn es zu einer militärischen Durchsetzung des Flugverbotes über Bosnien kommen sollte

Genf (taz) – Nach langwierigen Diskussionen in der KSZE, der Nato sowie auf der Genfer Jugoslawienkonferenz wird der UNO- Sicherheitsrat möglicherweise Mitte nächster Woche eine Resolution zur Durchsetzung des bereits am 9.Oktober verhängten Verbots für militärische Flüge über Bosnien beschließen. Gerade noch rechtzeitig, bevor die bosnischen Serben ihre Kampfflugzeuge ohnehin nicht mehr einsetzen, weil sie nach der weitgehenden Eroberung des bosnischen Territoriums den Krieg am 1.Weihnachtstag so oder so „einseitig einstellen“ werden. Dies beschloß zumindest das selbsternannte „Parlament“ der „Serbisch-Bosnischen Republik“.

Bei einem Besuch bei US-Präsident Bush will der britische Premier Major noch einmal seine Bedenken gegen militärische Maßnahmen zur Durchsetzung des Flugverbotes vortragen. Die britische Regierung fürchtet Vergeltungsschläge der Serben gegen die UNO-Schutztruppe, zu der 2.300 britische Soldaten gehören. Major will auf Zusicherungen drängen, daß die US-Luftwaffe nach einem Einsatz gegen serbische Kampfflugzeuge auch den Schutz der UNO-Soldaten übernimmt. Bei Treffen mit Bush und Mitgliedern des Teams von Bill Clinton bekräftigte der Vorsitzende der Genfer Jugoslawienkonferenz Cyrus Vance am Freitag seine Einwände gegen einen Militäreinsatz. Vance dürfte darauf dringen, daß der Sicherheitsrat nicht sofortige Maßnahmen beschließt, sondern eine Frist bis mindestens Anfang Januar setzt. Vance und sein Mitvorsitzender Owen wollen die Verhandlungsrunde nicht gefährden, zu der sie am 2.Januar den bosnischen Präsidenten Izetbegovic sowie die Führer der bosnischen Serben und Kroaten, Karadzic und Boban, erwarten.

In Genf wird damit gerechnet, das Karadzic am 2.Januar die Anerkennung der „Serbisch-Bosnischen Republik“ fordern wird. Als deren Grenzen bestimmte das selbsternannte „Parlament“ den Frontverlauf zum Zeitpunkt der angekündigten Einstellung der Kämpfe am 25.Dezember.

Der von den islamischen Staaten in die UNO-Vollversammlung eingebrachte Antrag auf Aufhebung des Waffenembargos gegen die Muslime wird inzwischen auch von den USA unterstützt. Vance und Owen hatten sich bei der Außenministertagung der Jugoslawienkonferenz am Mittwoch gegen eine Aufhebung ausgesprochen.

Mit einem Beschluß des Sicherheitsrates über militärische Maßnahmen zur Durchsetzung von Sicherheitszonen für die Bevölkerung in Bosnien wird zunächst nicht gerechnet. Zwar hatte UNO- Gneralsekretär Butros Ghali die NATO Anfang der Woche gebeten, auch Pläne für dieses Szenario auszuarbeiten. Dort würden hierfür Bodentruppen benötigt. Und zu deren Entsendung hat sich bisher kein Staat bereit erklärt. Andreas Zumach