Rußland: Von China lernen

■ Peking-Besuch von Rußlands Präsident Jelzin endet mit Annäherung

Peking (taz) – „Die chinesische Reformtaktik besteht darin, nichts zu überstürzen oder zu forcieren, keine Revolution, keine Umwälzung. Das ist sehr wichtig. Und ich denke, für uns hat es eine gewisse Bedeutung. Auch Rußland braucht keine Revolutionen oder Umwälzungen.“ Zum Abschluß seines China-Besuches hat der russische Präsident Boris Jelzin gestern das chinesische Modell gelobt und auch verstärkte militärische Zusammenarbeit angekündigt. „Wir sind bereit, in allen Sektoren zu kooperieren“, sagte er, „auch bei den am höchsten entwickelten Waffen und Rüstungen. Wir möchten unsere Beziehungen auf einer festen kommerziellen Basis entwickeln.“

Damit sprach Jelzin offen den russischen Kurs aus: Wenn der Westen nicht mehr Geld gibt, dann eben der Osten. „Man beschuldigt uns, zu sehr nach Westen zu blicken“, sagte er. „Dieser zweite Durchbruch in Asien – erst Südkorea, jetzt China – gibt unserer Außenpolitik ein natürliches Gleichgewicht.“ Sein Kalkül: Waffen gegen Geld. Zwar herrscht zwischen Moskau und Peking nicht geradezu Brüderlichkeit. Aber der chinesische Pragmatismus gebietet Geschäfte, nicht Abschottung, und so kauft China mit Wonne alles, was an russischem Militärgerät zur Verfügung steht. 24 SU-27- Kampfflugzeuge wurden bereits geliefert, über MiG-31s wird derzeit verhandelt. Russische Schulden gegenüber China in Höhe von 500 Millionen US-Dollar sollen mit Waffen abgegolten werden.

Washington macht sich daher Sorgen, daß China bald zu einem Re-Exporteur militärischer Hochtechnologie aufsteigen könnte. Spekuliert wird aber auch, daß Rußland und China durch ihre Annäherung die USA zu freundlicherem Verhalten gegenüber beiden bringen wollen: Mehr Geld für Rußland, mehr Handel mit China. Catherine Sampson