■ Scheibengericht: Ensemble Parthenia Vocal: Rossini, Petite messe solennelle
Diese Messe war Privatsache: Eine der Alterssünden Rossinis, komponiert im Jahre 1863 für die Einweihung der Privatkapelle seiner Freundin Louise Gräfin Pillet- Will und keineswegs für fernerhin öffentlichen Gebrauch bestimmt. Erst recht (so sagte der Maestro persönlich, und zwar zum Musikkritiker Eduard Hanslick) sei diese Messe „keine Kirchenmusik für euch Deutsche“.
Damals wie heute sollte man nicht gar zu schlecht von allen Deutschen denken. Immerhin stammt die mit Abstand beste Aufnahme der Petite, die augenblicklich auf dem Markt zu haben ist, von einem jungen deutschen Ensemble aus der Bierstadt München: Parthenia Vocal, unter Leitung von Christian Brembeck. Sie hacken hart drauf. Sie dreschen das Harmonium, daß die Fetzen fliegen. Sie nehmen das Kyrie beinahe doppelt so schnell wie üblich und machen der neuen deutschen Langsamkeit, die sich sonst überall wie eine Seuche ausbreitet, den Garaus. So wird aus einem kirchentonalen Schluß ein harter Break. Das „Eleison“ swingt, das „Domine deus“ fährt direkt in die Füße, das „Crucifixus“ gerät so sexy, daß jedermann unbedingt die Augen feucht werden. Mindestens. Und, bei alledem, wie der Bayer so sagt: „sauber“.Saphir Intercord 830.887
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