Untätige Hardliner

KOMMENTAR

Untätige Hardliner

Das Bundesgesundheitsministerium hat gute Gründe, die Ergebnisse der Hamburger Studie nicht zu veröffentlichen: Belegen die Ergebnisse doch wieder einmal deutlich, daß Heroinabhängige nicht an der Sucht, sondern an der Folgen einer falschen Drogenpolitik sterben.

Einer Politik, die Abhängige skrupellosen Dealern ausliefert und ihnen keine Chance gibt zu kontrollieren, was sie sich gerade in die Venen drücken - weil es ja verboten ist. Die sie zum Spritzen in öffentliche Toiletten, schmutzige Hauseingänge und unter Sträucher treibt - weil es ja verboten ist. Die sie wegen ihrer teuren Sucht in die Prostitution, in die Kriminalität, in Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit treibt - weil sie ja verboten ist. Ein Elend, das die Bundesregierung weiterhin mit Polizeigewalt bekämpft statt mit Hilfe.

Erfreulich, daß sich offenbar wenigstens in den SPD-regierten Ländern die Einsicht breit macht, daß Hamburgs Idee der begrenzten Heroinfreigabe ein menschenwürdiger Weg zur Schadensbegrenzung sein könnte. Ein Weg, den britische Ärzte schon mit Erfolg beschritten haben, den auch die Schweiz jetzt wagen will.

Doch die Politik der Bonner Hardliner bleibt weiterhin absurd: Erst dem Menschen das Schwimmen verbieten, und dann tatenlos zusehen, wie er elend ersäuft. Sannah Koch