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Jugendwerkstätten entlassen alle

■ Kündigungsschreiben schrecken Belegschaft auf: Am 31.3. ist alles aus, wenn... / Uhl: „Notwendige Anpassung“

Für die ersten sieben leitenden Mitarbeiter der Jugendwerkstätten Bremen (JWB), die seit 5 Jahren für das Ausbildungs- und Beschäftigungs-Projekt arbeiten, wurden gestern Nachmittag die Kündigungen geschrieben. Andere werden folgen: Der Vorstand der Jugendwerkstätten hatte in der vergangenen Woche beschlossen, die Einrichtung zum 31.3.1993 liquidiert werden soll — wenn nicht ein neues Finanzierungskonzept gefunden wird.

JWG-Geschäftsführer Christian Weber mußte die Botschaft, die ihm Vorstandsvertreter Gerd Markus eröffnet hat, gestern auf einer spontan einberufenen Betriebsversammlung mitteilen. Ca. 70 Jugendliche wären betroffen, die bei den JWB ihre Erstausbildung erhalten, ca. 100 ABM-Kräfte, die an geregelte Arbeit „herangeführt“ werden, über 400 Langzeitarbeitslose — insgesamt 6-700 Mitarbeiter. Viele ausländische Jugendliche sind darunter, Jugendliche aus sozial schwachen Schichten, auch Rechtsradikale, sagt Betriebsrat Wolfgang Büchler: „Wir reden hier mit denen darüber, ob sie nicht doch lieber Elektriker werden wollen als Gauleiter.“ Im Vorstand sitzen bremische SPD-Politiker, die aber im Moment nur auf die Zahlen sehen und nicht auf die wichtige Rolle der JWB: „Da reicht es eben nicht, sich mit der Kerze an die Weser zu stellen, und dann dreht man sich um und streicht die Maßnahme.“ Eine Schwäche der Jugendwerkstätten war offenbar, daß der Vorstand sich nicht richtig kümmerte. Betriebsrat Büchler: „Ich habe einmal die Frau Dr. Lill herumgeführt, die anderen vom Vorstand habe ich hier nie gesehen.“

Der Ex-Staatsrat des Arbeitsressorts, Weichsel, hatte für Geschäftsführer Weber seit Monaten keine Zeit gehabt. Weichsel wollte früher die kleinen Träger ganz schließen, um alle AB- Maßnahmen an die kurze Leine einer „Kommunalen Beschäftigungs-GmbH“ zu nehmen.

Nachdem der JWB-Vorstand vergangene Woche die vorsorgliche Liquidierung der JWB beschlossen hatte, waren die zuständigen Behörden ganz schnell in Gang gekommen: Am Freitag sicherte der neue Staatsrat im Arbeitsressort, Knigge, schriftlich zu, daß 960.000 Mark in 1993 fließen werden. Auch aus dem Sozialressort kam dann die Zusage über ca. 700.000 Mark. Da auch ABM-Stellen in den Recyclinghöfen zu den Tätigkeiten der Jugendwerkstätten gehören, fehlt Christian Weber noch eine verbindliche Zusage von Umwelt-Staatsrat Uwe Lahl. Ein Teil des für 1993 benötigten Geldes ist damit zumindest versprochen — auf geschrumpftem Niveau wird es also weitergehen. „Anpassung an die veränderten Strukturen der arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedingungen“, nennt Arbeitssenatorin Uhl das.

Auch die Zukunft der Ausbildungswerkstätten soll sich dann klären. Dieses Nebenprojekt der JWB war kürzlich dadurch aufgefallen, daß es 2 Millionen auf seinen Konten parkt, während überall sonst gestrichen wird. Zwar ist die Ausbildungswerkstatt nicht von den Jugendwerkstätten zu trennen, sogar die Buchhaltung wird in demselben Raum gemacht, rechtlich jedoch ist sie eine selbständige GmbH. Im Arbeitsressort umstritten ist derzeit nur die Frage, wer in den letzten 18 Monaten tatsächlich der Geschäftsführer der Ausbildungswerkstätten war. Ende Januar soll ein Wirtschaftsprüfungs-Gutachten die senatorischen Behörden darüber aufklären. Bis dahin werden zudem alle entlassen sein. Dann, so teilt die zuständige Senatorin Uhl mit, werden über Jugendwerkstätten und Ausbildungswerkstatt „die notwendigen Konsequenzen gezogen“. K.W.

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