Dreihundert Millionen für die Jugend

■ Senator Krüger zum Sonderprogramm gegen Jugendgewalt/ Keine Revolte der Köpfe, sondern der Körper

Berlin. „Bauen statt Klauen“ heißt die Devise eines frisch geplanten Projekts für Jugendliche, die wegen Autoknackens straffällig geworden sind. „Wir wollen die Faszination Auto umlenken“, sagte Jugendsenator Thomas Krüger gestern vor Journalisten. Durch Spenden habe man die Lizenz eines englischen Sportwagens erworben. Im Rahmen berufsvorbereitender Maßnahmen sollen Jugendliche dieses Auto bauen und „zusammen mit Meistern und Sozialarbeitern über das Problem Auto meditieren“.

Berlins Jugendarbeit soll moderner, flexibler und effizienter werden. „Ich will, daß sich die Benutzbarkeit der ganzen Stadt für Jugendliche verbessert“, sagte Krüger. Vor zwei Wochen hat das Abgeordnetenhaus ein mit 300 Millionen Mark beziffertes Sonderprogramm zur Prävention von Jugendgewalt für die nächsten drei Jahre beschlossen. „Das ist das größte Sonderprogramm für Jugendarbeit in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir haben die Chance, die ganze Jugendarbeit neu zu strukturieren.“

Geplant sind Maßnahmen in den Bereichen Jugendberufshilfe sowie Wochenendöffnung, Instandsetzung und Neuerrichtung von Jugendfreizeitstätten, Resozialisation straffälliger Jugendlicher, Jugendkulturarbeit sowie die Sicherung von Selbsthilfeprojekten. Auch das Streetwork-Programm soll ausgeweitet werden. „Gewalt fängt aber nicht auf der Straße an, sondern ist schon in den Familien virulent.“ Daher sollen über sechs Millionen Mark in Familienberatungs-, Bildungs- und Erholungsprogramme gesteckt werden. Mit weiteren 30 Millionen Mark wird eine Landesstiftung für Familien- und Jugendprojekte gegründet. Um die Jugendlichen selbst an der Umsetzung des Programms zu beteiligen, wird derzeit ein Fragebogen erarbeitet.

„Die Revolte der Jugendlichen heute ist weniger eine der intellektuellen Kritik als eine der Körper“, sagte Krüger. Er wolle daher Schwerpunkte bei der sportorientierten Jugendarbeit setzen, die gerade bei gewaltbereiten Jugendlichen Erfolg verspreche. „Unser Programm richtet sich aber gerade nicht an Hardcore-Nazis, sondern an das unauffällige, latent gewaltbereite Mittelfeld“, sagte Krüger.

1993 stehen für das Programm „Jugend mit Zukunft“ 126 Millionen Mark zur Verfügung. Die Jugendsenatsverwaltung erhält davon rund 31 Millionen Mark zusätzlich. Die Schulverwaltung plant Schülerwerkstätten, die Verwaltungen für Soziales sowie für Arbeit und Frauen wollen vor allem berufsvorbereitende Maßnahmen finanzieren. cor