Neuer Kulturchef in China

■ Vorgänger kämpfte gegen „ungesunde“ Tendenzen in der Kunst

Peking (dpa/taz) – Chinas Kulturminister He Jingzhi, der sich im Kampf gegen die „bürgerliche Liberalisierung“ und „ungesunde“ Tendenzen in der Kunst einen Namen gemacht hat, ist abgelöst worden. Seine Nachfolge hat nach einem Bericht der amtlichen Pekinger Literaturzeitung Wenyibao vom Sonntag der 60jährige Liu Zhongde angetreten.

He tauchte schon seit einiger Zeit nicht mehr in der Öffentlichkeit auf, beim 14. Parteikongreß im Oktober war er nicht mehr ins Zentralkomitee gewählt worden. Er habe sein Ministeramt von sich aus zur Verfügung gestellt, hieß es.

Der 67jährige hatte nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung von 1989 den liberaler eingestellten Schriftsteller Wang Meng als Kulturminister abgelöst.

He, der das Libretto zur kulturrevolutionären Oper „Das weißhaarige Mädchen“ schrieb, war in diesem Jahr von Altpolitiker Deng Xiaoping persönlich wegen „linker Abweichungen“ kritisiert worden. Mit der Ablösung von He setzt sich die Reihe derjenigen ideologischen Hardliner fort, die aufgrund der Deng-Initiative ihre Posten abgeben mußten. Dazu zählen auch der ehemalige Chef der Propaganda-Abteilung in der KP, Wang Renzhi, und der Direktor des Parteiorgans Volkszeitung, Gao Di. Wang fand sich auf dem Posten des Parteisekretärs der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften wieder – ein Posten, der weniger einflußreich, aber immer noch ganz ansehnlich ist.

In den vergangenen Wochen wehte bereits wieder ein leichter Hauch von Frühling über Chinas Kulturlandschaft. Früher verbotene Filme durften gezeigt werden. Der bekannteste chinesische Rockstar Cui Jian (31) kündigte für Ende des Monats drei große Konzerte in Peking an, nachdem unter He zuvor öffentliche Auftritte Cui Jians in Peking fast drei Jahre lang verboten worden waren.

Hes Nachfolger Liu Zhongde kann auf reiche Berufserfahrung zurückblicken. Zuletzt war er unter anderem: Vizechef der Propaganda-Abteilung im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas; Mitglied der zentralen Parteikommission für das umfassende Management des Sozialwesens; Stellvertretender Leiter der Führungsgruppe zur Einführung ausländischer intellektueller Ressourcen beim Staatsrat, Leiter der Nationalen Führungsgruppe zur Überprüfung von Publikationen und audiovisuellen Produkten. Er gilt als „gemäßigt“, wenn auch nicht „liberal“.

Da gerade von Karrierebrüchen und Karriereaufstiegen die Rede ist: am vergangenen Donnerstag hat der Bürgermeister von Peking, Chen Xitong den Posten des Parteisekretärs der Hauptstadt übernommen. Wie sein Vorgänger, Li Ximing, hatte er im Juni 1989 den Einsatz des Militärs gegen die DemonstrantInnen befürwortet. Er sei aber wirtschaftsreformfreudiger als Li Ximing, heißt es. li