Energieverbrauch hält unvermindert an

■ Der Primärenergieverbrauch in Deutschland ging in diesem Jahr nur um 2,5 Prozent zurück/ Schwarze Zeiten für die heimische Braunkohle/ Auch Steinkohlebergbau wird weiter schrumpfen

Berlin/Essen (taz/dpa/AP) – Den energiepolitischen Konsens fordern alle seit Jahren. Und während in Bonn derzeit Bund, Länder und die Energiewirtschaft über die Restlebenszeit der bundesdeutschen Atommeiler verhandeln, zeichnet sich hinter den Kulissen bereits seit längerem ein erheblicher Strukturwandel der Energiewirtschaft ab. Ziel dieses Prozesses, da sind sich die Experten ausnahmsweise einig, muß es sein, die umweltbelastenden Emissionen bei der Energieerzeugung, -verteilung und -verwendung drastisch zu reduzieren. Nicht zuletzt hat das Bundeskabinett mit seinem Beschluß, den Kohlendioxid-Ausstoß in den alten Bundesländern bis zum Jahr 2005 um ein Viertel zu reduzieren, eigentlich eine Richtung vorgegeben.

Doch ohne ein gewaltiges Energiesparprogramm dürfte die nach wie vor verschwenderische Nutzung billiger Energie nicht zugunsten ökologischer Prämissen nachlassen. Der Primärenergieverbrauch soll, so hat es die EG-Generaldirektion für Energie gefordert, in den nächsten 15 Jahren bezogen auf das Sozialprodukt um mindestens 13 Prozent abnehmen. Die derzeitige Bilanz des Energieverbrauchs ist dagegen geradezu ernüchternd: Der Primärenergieverbrauch in Deutschland ist in diesem Jahr lediglich um 2,5 Prozent auf 481 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) zurückgegangen. Wie aus den gestern vorgelegten Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, einer Gemeinschaft aus Energieerzeugerverbänden und Wirtschaftsforschungsinstituten, hervorgeht, sank der Energieverbrauch in den alten Bundesländern trotz eines deutlich abgeschwächten Wirtschaftswachstums mit 409 Millionen Tonnen SKE sogar nur um 0,3 Prozent. In den neuen Ländern kam es dagegen zu einem deutlichen Minus von 14 Prozent auf 72 Millionen Tonnen SKE.

Dennoch lassen die Zahlen Rückschlüsse über die Umstrukturierungen bei der Nutzung zu: Erhebliche Einbußen mußte vor allem die Braunkohle hinnehmen, die einen Rückgang von dreizehn Prozent auf 73,7 Millionen Tonnen SKE verzeichnete, während der Beitrag der Steinkohle um 6,6 Prozent auf 74,7 Millionen Tonnen SKE zurückging. Zuwächse gab es dagegen bei der Atomenergie und der Wasserkraft, die um 7,3 Prozent auf 50,7 Millionen bzw. um 15 Prozent auf 5,4 Millionen Tonnen SKE zulegten.

Auch nach dem gestern vorgelegten brandenburgischen Energiekonzept sieht es für die Braunkohleförderung schwarz aus. Die Brandenburger Gutachter erwarten bis zur Jahrtausendwende eine Halbierung des Braunkohleabbaus von 94 Millionen Tonnen im Jahr 1990 auf etwa 45 Millionen. Schon dieses Jahr würden nur noch 64 Millionen Tonnen abgebaut. Schwere Zeiten stehen auch dem Kohlebergbau an Rhein, Ruhr und Saar bevor: Selbst nach einem Energiekonsens ohne Atomstrom dürften sich die Stomkonzerne weigern, weiter die teure deutsche Kohle zu subventionieren. es