Liebesspiel mit Folgen

■ Verein will 1000 neue Kindergartenplätze schaffen / Spenden gesucht

schaffen / Spenden gesucht

Rosi und Jürgen kurz vor der Suche nach einem Kindergartenplatz sind seit gestern in der U-Bahn zu bewundern. Das Paar auf dem Plakat ist mit dem Liebesspiel auf dem Balkon befaßt, wird sich aber möglicherweise schon bald in die ellenlange Warteliste eines Kindergartens eintragen. Eine realistische Perspektive, das weiß Erzieherin Heidi Kaiser vom Kinderhaus e.V. im Sternipark aus täglicher Erfahrung. „Uns rennen auch schwangere Frauen die Tür ein, wir haben im Moment 12 ungeborene Kinder namens XY auf der Warteliste.“

Die Idee für die Poster gegen den Kindergartennotstand, die Liebende an Hamburger Schauplätzen zeigen, geht auf ihren Verein zurück. Die Plakataktion wird unterstützt von Hamburger Unternehmen und Geschäftsleuten, die den Mangel an Tagesplätzen langsam auch als ihr Problem erkennen. Sie soll nicht nur Aufmerksamkeit auf die munteren Folgen des Liebesspiels richten, sondern für dringend benötigte Geld- und Sachspenden werben.

Denn der Verein Kinderhaus im Sternipark will bis 1999 insgesamt 1000 zusätzliche Kindergartenplätze schaffen, das kostet eine Stange Geld. Derzeit baut der freie Trägerverein zwei Häuser in der Goethestraße und der Wohlersallee um, wo ab Anfang nächsten Jahres 120 Kinder betreut werden sollen. Dafür muß der Verein einen Eigenanteil von über 250000 Mark aufbringen. Heidi Kaiser weist darauf hin, daß die Stadt an den freien Trägern spart. Dennoch verweigere das Hamburger Jugendamt noch seine Unterstützung, kritisiert die Erzieherin. Streitpunkt ist die Personal-Kinder-Relation. Die Behörde sieht für eine Gruppe von 20 Drei- bis Sechsjährigen zwei ErzieherInnen vor. Unter dem Platzmangel leiden Kinder und ErzieherInnen. Sinnvolle pädagogische Arbeit sei nur möglich, wenn zwei ErzieherInnen höchstens 15 Kinder betreuen, „sonst ist das nur Aufbewahrung“. Vera Stadie