Postbeamte zu Rauschgoldengeln!

■ Eine — wenn auch wenig tröstliche — Erklärung für Postschikanen zur Weihnachtszeit und überhaupt...

Wann immer ein Weihnachtsmann im Dienst aus schlichter Nachlässigkeit oder mit viel bösem Willen Geschenke vertauscht, dem thermischen Recycling zuführt oder sich der Päckchenfledderei schuldig macht, schickt ihn das Christkind zum Bewährungseinsatz auf die Erde, zum gelben Dienst der Bundespost.

Einige wenige drängt es mit Macht zurück in den himmlischen Zustell-Service und sie überschlagen sich auf Erden, um ihre Rehabilitation möglichst schnell zu erreichen. Das genau sind jene Postler, von deren erfinderischen Geist wir gelegentlich auf Veranlassung der Postpressestellen in der Heimatzeitung etwa folgendes lesen können:

„Mannheim. Der dortigen Briefzustellung gelang es jetzt, die Ostergrüße eines Fernando K. aus Teneriffa zuzustellen, die dieser vor zwei Jahren an Schones Froilein aus Allemagnia, was zu Feria war in Puerto de la Cruz, Hotel Edelweiß mit kleine Strandbikini– geschrieben hatte.

Die pfiffigen Postler des Ermittlungsdienstes recherchierten daraufhin zwei Wochen auf der Urlaubsinsel und fanden dann die Spuren nach Mannheim, wo sich jetzt Roswitha K. herzlich über die Ansichtskarte freute“.

Weniger bußfertige Weihnachtsmänner aber retournieren bereits Briefe gewichtigen Inhalts, weil sie an Charly Meier gerichtet sind, der aber postamtlich als Karl-Heinz Meier geführt wird, wiewohl die Anschrift ansonsten korrekt aufgeführt ist.

Ganz schlimm aber wird es dort, wo nicht nur einzelne Weihnachtsmänner durch die Gegend stapfen, sondern ein System der Inkompetenz etablieren. Leuchtendes Beispiel dafür ist etwa die Paketzustellung:

Wer den Dresdener Christstollen von Tante Herwig wegen kurzfristiger Abwesenheit nicht persönlich in Empfang nehmen konnte und in Walle neben dem Postamt wohnt, erhält eine Benachrichtigung, mit der er das Paket abholen kann (innerhalb von sieben Werktagen und gegen Vorlage eines amtlichen Lichtbildausweises, sowieso!). Deponiert wird die Geschenksendung keineswegs im benachbarten Postamt, sondern an der Paketausgabe in der Steubenstraße, mit Hin- und Rückweg per Bahn und Bus nahezu eine halbe Tagesreise entfernt.

Verdrossen macht sich der Beschenkte auf den Weg, um dort gegen 17 Uhr zu erfahren, daß das Paket leider noch nicht eingetroffen sei. Immerhin wird es dann vier Tage später beim erneuten Versuch und gut dreißigminütiger Wartezeit ohne weitere Probleme ausgehändigt — eine Tatsache, die durchaus als Zeichen guter Absichten gewertet werden kann, wäre es doch möglich gewesen, den mittlerweile durch Regeneinwirkung etwas schadhaft gewordenen Benachrichtigungsschein in seiner Gültikeit in Zweifel zu ziehen.

Endunterzeichneter hat über diese Handhabung, die unbescholtene Waller und Gröpelinger in der Vorweihnachtszeit massenhaft auf die Pilgerfahrt gen Steubenstraße schickt, schon wiederholt mit den Weihnachtsmännern des gelben Dienstes auf höchster Ebene konferiert, ihnen die Beschwernisse solcher Reisen mit Bus und Bahn und großen Paketen speziell für unsere lieben SeniorInnen auf das Anschaulichste geschildert, wurde aber immer wieder auf abwegige Auswege aus dem Dilemma verwiesen:

Man könne das Beate Uhse- Päckchen ja auch von der Nachbarin entgegennehmen lassen, eine erneute Zustellung beantragen (Seien Sie dann bitte zwischen acht und vierzehn Uhr zuhause) oder auch eine Deponierung beim Postamt Walle gesondert für einen bestimmten Tag ordern.

Lauter dummes Zeug also, die schlichte Postweisheit ausdrückend: „Noch nie so gemacht/ immer so gemacht/ da könnte sonst ja jeder kommen.“ Es gibt keine Gründe für solchen Terror am weihnachtlich gestimmten Kunden außer diesem einen: Auch an der Spitze sitzen gefallene Weihnachtsmänner, die ihren Schmerz und ihre Wut über den Verlust der himmlischen Existenz im Dienst abarbeiten.

Christkindl, nimm sie zurück, allesamt — Du brauchst sie doch nur als Rauschgoldengelchen zu engagieren, das schaffen die schon!

U.Reineking-Drügemöller