Jugendclub O5 bedroht

■ Jugendamtsleiter befürchtet neuerliche Attacke an Silvester

Hellersdorf. Seit der Hellersdorfer Jugendclub „O5“ vor anderthalb Wochen von rund 20 Vermummten überfallen worden ist, geht in dem Bezirk die Angst um. Den Leiter des Amtes für Jugendförderung, German Meneses, der für sämtliche Hellersdorfer Jugendclubs zuständig ist, plagt die große Sorge, daß der „O5“ Silvester erneut zur Zielscheibe werden könnte. Er begründete dies mit einer Drohung, die einige der Vermummten bei dem Überfall am 19. Dezember gegenüber Jugendlichen des Clubs ausgestoßen hätten: „Wir werden aus dem O5 ein Feuerwerk machen.“

Aus den Berichten Hellersdorfer Jugendlicher hat Meneses entnommen, daß die rund 20 größtenteils sehr jungen Vermummten „möglicherweise autonomen Gruppen“ aus Lichtenberg oder der Innenstadt angehören. Sichere Anhaltspunkte gebe es dafür nicht, das einzige Indiz seien die Kleidung und die Vermummung der Angreifer. Die zum Teil mit Äxten und Eisenstangen bewaffneten Täter hätten den Jugendlichen am Samstag abend vor dem Club, in dem Disco war, mit Äxten und Steinen aufgelauert und einige von ihnen mit Sprüchen wie: den „O5“ machen wir platt, zusammengeschlagen. Drei der mutmaßlichen Täter seien später von der Polizei festgenommen worden.

Der Club O5 ist einer von acht Jugendeinrichtungen in Hellersdorf und der größte Disco-Veranstaltungsort. An Wochenende verkehren hier bisweilen bis 500 Jugendliche im Alter von 14 bis 22 Jahren.

Der Leiter des Amtes für Jugendförderung kann sich die Attacke nur mit dem Gerücht erklären, der „O5“ sei ein „rechter Jugendclub“. Das Gerücht sei vor ungefähr zwei Monaten von der Boulevardzeitung Kurier aufgebracht worden und scheine seither die Runde zu machen. „Diese Behauptung ist schlichtweg falsch“, betonte Meneses mit dem Hinweis, im „O5“ verkehrten „ganz normale“ Hellersdorfer Jugendliche, die keinerlei politischen Organisationen angehörten noch sich sonstwie politisch betätigten. „Wir würden es auch ganz bestimmt nicht zulassen, daß sich dort ein Treffpunkt rechtsradikaler Gruppen entwickelt.“ Auch aus dem Umstand, daß zwei von insgesamt 20 sogenannten Clubaktiven (ehrenamtliche Mitarbeiter) Hooligans seien, ergebe sich noch lange nicht, daß der O5 ein rechter Club sei.

Wer dies nicht glaube, sei herzlich eingeladen, sich beim einem Besuch des Clubs vom Gegenteil zu überzeugen. Auch er selbst stehe jederzeit für Gespräche zur Verfügung, appellierte Meneses an die Autonomen und ihre Anhänger, mit ihm in einen Dialog zu treten. Der Club O5 sei eine der wenigen Einrichtungen, die Jugendlichen noch offenstünden. Ihn zu zerstören würde bedeuten, Jugendlichen den Rechtsradikalen in die Arme zu treiben. plu