Neue Pläne für Ayodhya

■ Proteste von Hindus und Moslems

Neu Delhi (AFP) – Der Beschluß der indischen Regierung, das Gelände der Anfang Dezember zerstörten Moschee von Ayodhya sowie angrenzendes Gebiet zu erwerben, um in dieser Zone sowohl eine neue Moschee als auch einen Hindu-Tempel bauen zu lassen, ist am Montag von beiden Religionsgemeinschaften scharf kritisiert worden. Ein führendes Mitglied der Hindu-Organisation Bharatiya Janata (BJP), bislang die größte Oppositionspartei im Parlament von Neu Delhi, sagte, diese Regelung werde das Problem nicht lösen, sondern lediglich noch komplizierter machen. Die Hindus wollten ihren Tempel nicht an einer beliebigen Stelle haben, sondern an derselben Stelle, an der die niedergerissene Moschee stand. Die Hindus sind der Ansicht, daß an der Stelle der im 16. Jahrhundert errichteten Babri-Moschee zuvor ein Tempel für den Hindu-Gott Rama stand.

Der moslemische Spitzenpolitiker Syed Shahabuddin wiederum erklärte, durch den Beschluß der Regierung vom Sonntag werde die Zusage von Ministerpräsident Narasimha Rao „verwässert“, die zerstörte Moschee wieder zu errichten. Die Regierung hatte am Sonntag auch angekündigt, sie werde den Hindus erlauben, sich zu ihren Gebeten auf dem Gelände der zerstörten Moschee zu versammeln.

Die Moschee von Ayodhya war am 6. Dezember von radikalen Hindus zerstört worden, die an ihrer Stelle einen provisorischen hinduistischen Tempel errichtet hatten. Mehr als 1.100 Menschen waren daraufhin bei Auseinandersetzungen zwischen Hindus, Moslems und Sicherheitskräften getötet worden. Auch am Montag trieb die Polizei in Neu Delhi wieder Hunderte von BJP-Mitgliedern auseinander, die die Freilassung ihres Parteiführers Lal Krishna Advani forderten.