■ Querspalte
: Knallen für die Umwelt

Silvester ist traditionell die Zeit des Umdenkens, der guten Vorsätze für das neue Jahr. Schwer fällt es, sich von alten, verderblichen Gewohnheiten zu trennen. Wie gut, daß uns jemand hilft beim Aufbruch. Laut kommt das neue Zeitalter daher; im wahrsten Sinne des Wortes ohrenbetäubend – wenn nicht gar Trommelfell zerfetzend. Der Herold des schönen Fortschritts ist die Firma Nico, selbstausgewiesen als eine der weltweit größten in der ehrenwerten Bruderschaft der Pyromanen: „Nico ist Feuerwerk im Einklang mit der Zeit“. Es ist diese schlichte, gerade Sprache, die uns in ihrer Bescheidenheit anspricht und einnimmt, diesen schwierigen Schritt in eine ökologische Zukunft zu tun: jawoll, ich mache mit. Die Klagen der Umwelt-Verbände über die unzulängliche Verpackungsverordnung – nun haben sie endlich Gehör gefunden. „Der grüne Punkt ist uns nicht genug“, spricht Nico mit lauter Böllerstimme. Wo andere Unternehmen banausenhaft den Kunden noch die Ware aus der Verpackung pellen lassen, ist Nico längst weiter. Bei den Öko-Knallern ist Verpackung kein Problem mehr: sie beamt sich sozusagen beim Nutzungsvorgang selbst in jenseitige Räume. Abbaubare Materialien und die „Öko-Rakete“ ohne Kunststoff: Der Fortschritt, hier nimmt er Gestalt an und heult sich den Weg an das Firmament.

Ökologie ist kein Arbeitsplatzkiller, sondern eine Chance für die deutsche Industrie, hat ein weitdenkender Politiker einst visioniert. Wie recht er hatte, beweist uns die Firma Nico. Wer kann jetzt noch murrend abseits stehen, von ohrenzerspellendem Lärm reden, von beizenden Explosions-Emissionen? Jetzt darf mit gutem Gewissen geknallfroscht werden. „Knallen für die Umwelt“ lautet hinfort die Parole. Letzteres darf programmatisch gesehen werden. Welche Perspektiven tun sich auf für die Entwicklungshilfe! Die Rüstungskonversion braucht sich nicht mehr abzumühen, Panzer-Fahrgestelle zu Traktoren umzustricken, die mordgierige Potentaten worldwide anschließend wieder mit Hilfe einer Konversierungs- Blaupause leicht zurückverwandeln kann. Double-Use ist vielmehr angesagt: Der verzehrbare Sprengkopf-Splitter und die biotop- schonende Tretmine sind die Waffen im Kampf für einen schonenderen Umgang mit der Welt. Das hat uns doch schon früher so fasziniert an der amerikanischen Ionen-Bombe. Ohne die zerstörerische Druckwelle der Atombombe, die die Umwelt zur Wüste macht, werden die Menschen getötet und die Natur erhalten. Gerd Nowakowski

Siehe Bericht Seite 18