■ Das Portrait
: James Woolsey

Auf anderen Posten der Clinton-Administration kann man sicher schneller Lorbeeren verdienen als auf dem des CIA-Direktors. Das hat nichts mit der schmutzigen Reputation der „Central Intelligence Agency“ zu tun. Von der Unterstützung rechter Diktatoren in Lateinamerika und anderswo spricht heute kaum noch jemand.

James Woolsey, von Bill Clinton für das Amt des CIA- Direktors nominiert, wird vielmehr damit zu kämpfen haben, daß der Ruf des Geheimdienstes bei Militärs und Politikern ramponiert ist. Der Sturz des Schahs im Iran, die chinesische Demokratiebewegung oder der rapide Zusammenbruch der Sowjetunion – all das hat die CIA ebenso überrascht wie den Rest der Welt. Unbrauchbaren „Brei“ produziere der Geheimdienst, konstatierte der Vater des Golfkriegs, Norman Schwarzkopf.

Abgesehen von handwerklichen Problemen ist mit dem Kalten Krieg auch für die CIA das ideologische Koordinatensystem zusammengebrochen. Mit Woolsey soll sich nun einer als Sinnstifter bewähren, der eigentlich Experte für Rüstungsfragen ist. In Washington profilierte er sich als Befürworter des Baus von MX-Raketen, international machte der 51jährige Jurist als US-Vertreter bei den Verhandlungen zur Reduzierung konventioneller Streitkräfte in Europa (VKSE) von sich reden. Unter Präsident Reagan war er Delegierter bei den START-Verhandlungen mit der Sowjetunion. In der Carter-Administration amtierte er zwischen 1977 und 1979 als Staatssekretär für die Navy. Sorgen und Nöte des militärisch-industriellen Komplexes kennt Woolsey auch von der anderen Seite: Er war unter anderem Direktor des Rüstungskonzerns Martin Marietta.

Foto: Reuter

Trotz guter Dienste für republikanische Administrationen zählte Woolsey immer zum rechten Flügel der Demokraten. Seit August 1992, als Bill Clintons Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten feststand, gehörte er zusammen mit anderen konservativen außen- und militärpolitischen Experten zu den Wahlkampfberatern des Demokraten. Schon bei den Präsidentschaftswahlen 1988 stand Woolsey auf der richtigen Seite: Damals unterstützte er im Vorwahlkampf der Demokraten nicht Michael Dukakis, sondern Al Gore. So viel Loyalität für die Baby-Boomer ist jetzt belohnt worden – auch wenn es, wie gesagt, attraktivere Jobs gab. Andrea Böhm