Lokalkoloratur

■ betr.: Horoskope

LOKALKOLORATUR

Horoskope sind barer Unsinn. Das wissen wir, und trotzdem macht es Spaß, sie zu lesen. Kritik an dieser passiven Haltung, an dem „passiven Vertrauen“ in diese kleinen, meist bunt illustrierten Textchen, die besonders zum Jahreswechsel zu Hauf in TV- und Frauenzeitschriften zu lesen sind, hat jetzt der Kieler Bischof Christian Knuth vorgebracht. Knuth: „Astrologie war und ist Unsinn.“ Insbesondere Christen müßten durch die „Kraft ihres Glaubens“ gestärkt aktiv gegen Mißstände wie etwa dem Hunger in der Welt vorgehen. Der Geistliche sieht sich in seiner Horoskop-kritischen Haltung durch eine jüngst veröffentlichte Bilanz der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GwUP) bestätigt. 50 Vorhersagen von Sterndeutern zum Jahr 1992 wurden untersucht. Alle lagen daneben. Beispiele: Helmut Kohl trat nicht zurück und Michail Gorbatschow wurde nicht US-Bürger. Dieser kritischen wissenschaftlichen Würdigung völlig ungeachtet gehen die Sterndeuter mit ihren Voraussagen immer kühner ins Detail. So legte die Frauenzeitschrift Cosmopolitan ihrer Januar-Ausgabe einen Astro-Männer-Kalender bei, dem zu entnehmen ist, welcher Sternzeichen- Mann in welcher Nacht besonders leicht zu verführen ist (Skorpion-Mann am besten in der Nacht von Montag zu Dienstag, Wassermann-Männer am liebsten vormittags, wenn andere arbeiten, Jungfrau-Männer eigentlich nur in den Ferien). taz/epd