Sylvester knallt's am besten

■ Dauerstreß für Polizei und Feuerwehr in der Neujahrsnacht / Randalierer testeten die Feuerfestigkeit von Autos und Müllcontainnern

in der Neujahrsnacht / Randalierer testeten die Feuerfestigkeit von Autos und Müllcontainern

Jedes Jahr das gleiche Spiel. Zu Weihnachten hockt die Nation vorm Tannenbaum, stopft sich mit allerlei gebratenem Federvieh voll und begeht ganz besinnlich das Fest der Liebe. Exakt fünf Tage später jedoch — der Kerzenvorrat ist aufgebraucht, das Nadelgehölz auf den Balkon verdammt — gibt es kein Halten mehr: 2218mal mußte die Hamburger Polizei in der Neujahrsnacht eingreifen, weit über hundertmal mehr als beim vorhergegangenen Jahreswechsel. Die hanseatischen Feuerwehren rückten währenddessen nicht weniger als 897mal aus.

In auffällig vielen Fällen handelte es sich dieses Jahr um Sachbeschädigungen. Ein überaus beliebtes Ziel der Vandalen stellten Autos dar, auf deren Polstern die geleerten Sektflaschen deponiert wurden. Selbstverständlich durch geschlossene Fenster — weil, sonst knallt's ja nicht. Auch sehr gefragt waren Müll- und Altpapiercontainer, die mit Hilfe von Feuerzeugen, Streichhölzern oder Brandsätzen in niedliche kleine Freudenfeuer verwandelt wurden.

Aber es kamen auch Menschen zu Schaden. Ein 16jähriger Farbiger wurde vor der Eppendorfer Discothek „Zorba the Buddha“ lebensgefährlich verletzt. Ihm war vom Türsteher der Eintritt verweigert worden, worauf er diesem nach Angaben des Türstehers und einiger Gäste Reizgas ins Gesicht gesprüht haben soll. Daraufhin wurde er mit einer Bierflasche und einem Pistolenknauf niedergeschlagen. Der 16jährige wurde ins Eppendorfer Universitätskrankenhaus eingeliefert. Auch vorm „Top 10“ und „Club 88“ lieferten sich die Feiernden blutige Sylvester-Schlachten. Vor letzterem Etablissement wurde ein Mann bewußtlos geschlagen.

Im achten Stock eines der Grindelhochhäuser geriet ein Fahrstuhl in Brand. 25 Personen wurden evakuiert, davon acht über eine Drehleiter. Ein 42jähriger Bewohner schien von der Rettungsaktion nicht viel zu halten. In volltrunkenem Zustand behinderte er Polizei und Feuerwehr bei ihren Arbeiten. Als er von einer 19jährigen Beamtin abgeführt wurde, bedachte er diese mit einem unsanften Schlag ins Gesicht. Auch die Polizistin durfte die Nacht im Krankenhaus verbringen.

Durch Sylvesterknaller wurden in Hamburg insgesamt 61 Menschen verletzt. 19 Autos, zwei Lastwagen, ein Bagger, ein Boot, drei Wohnwagen und vier Telefonzellen gingen in Flammen auf. Gregor Gerlach