Bahnfahren wird noch gesünder!

■ taz-Reporter (starker Raucher) testet das Rauchverbot auf den U- und S-Bahnhöfen

auf den U- und S-Bahnhöfen

Der Senat und der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) sind zufrieden: Das seit dem 1. Dezember geltende Rauchverbot in geschlossenen Bahnhöfen der U- und S-Bahnen ist auf eine „deutlich spürbare Akzeptanz“ gestoßen, so lautet die Senatsantwort auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Sieghard-Carsten Kampf. Die taz wollte es genau wissen.

Die Spazierfahrt mit dem HVV beginnt am Altonaer Bahnhof. Ob dort nun die kleinen unscheinbaren Aufkleber mit rotem Rand und durchgestrichener Zigarette die Kacheln zieren oder in Peking eine Ente platzt: wurscht isses, geraucht wird trotzdem. Vielleicht nur deshalb, weil die kleinen Schildchen selbst für einen Brillenträger schwer erkennbar sind? Und die, denen die x-te Dose Bier die klare Sicht vernebelt hat, könnten sie schlicht für Schmutzflecke halten.

Wie dem auch sei, der Logik entsprechend müßte sich irgendwo auf dem Bahnsteig noch ein richtiger Hinweis finden, der unnachgiebig ins Auge springt. Die Suche wird belohnt. An einer Wand, Ton in Ton mit dem gekachelten Untergrund, klebt ein Plakat; die Aufschrift — in zarten Farben, denn grell macht aggressiv — lautet: „Ein netter Zug, wenn Sie künftig in geschlossenen Bahnhöfen nicht mehr rauchen.“ Ein netter Zug, endlich einmal nicht in einem harschen Befehlston angebrüllt zu werden. Und so mancher auf dem Bahnsteig dürfte mehr Angst haben, als Schwarzfahrer erwischt denn beim Rauchen ertappt zu werden.

Einige Stationen weiter, Königstraße und Reeperbahn, ein ganz anderes Bild. Von Rauchern keine Spur. Als wären sie ausgestorben oder hätten sich alle in Altona versammelt. Und die Sauberkeit erst. Nach ausgetretenen Kippen muß man mit der penetranten Hartnäckigkeit eines Feldwebels suchen. Die weitere Reise über Feldstraße, Schlump und Jungfernstieg verläuft enttäuschend und erfreulich zugleich: kaum Raucher und noch weniger Kippen auf den Bahnsteigen.

Nur eines fällt auf: In der Senatsantwort an den Abgeordneten Kampf heißt es auch, „das Personal der zuständigen Verbundunternehmen achtet sorgfältig auf die Einhaltung des Rauchverbots“. Welches Personal? Die schwarzen oder sonstwie eingefärbten Sheriffs können wohl ebensowenig gemeint sein wie die Notrufsäulen, die einst installiert wurden, um den Fahrgästen in den Geisterbahnhöfen zumindest den Hauch eines Gefühls von Sicherheit zu vermitteln.

Bleiben nur noch eine Frage und ein Vorschlag. Also: Was sind „geschlossene Bahnhöfe“? Bei der Tour durch Hamburgs Untergrund zog es auf allen Bahnsteigen derart, daß es einen schon nach einem Glimmstengel in der hohlen Hand gelüstete. Und: Daß die HamburgerInnen dennoch Beherrschung zeigen, sollte dem HVV doch eigentlich Mut zur Konsequenz einflößen. Also weg mit Aschenbechern und Zigaretten-Werbung aus den Bahnhöfen. Denn der Anblick eines solchen Behältnisses neben der plakativen Verheißung von der weiten Welt, für die Mann meilenweit nach Westen gehen soll, und einem Verbotsschildchen macht irgendwie kirre. Norbert Müller