Kurzsichtige: Laser statt Brille

■ 3.500 Mark aus eigener Tasche für jedes Auge

Kurzsichtige:

Laser statt Brille

3.500 Mark aus eigener Tasche für jedes Auge

BrillenträgerInnen kennen es: Klare Wintertage haben für sie oft undurchsichtige Folgen. Wer aus der Kälte ins Warme kommt, hat nicht selten schlechte Aussichten, wenn ihm oder ihr die Brille beschlägt. Ohne sie wäre mancher glücklicher.

Vielen kann jetzt geholfen werden. Ein neuartiger Laser macht das möglich. Mit ihm kann eine Fehlsichtigkeit des Auges bis zu —6,5 Dioptrien ausgeglichen werden. Der Augenchirurg Dr. Peter Barsnick in der Osnabrücker Paracelsus-Klinik ist einer von fünf Ärzten in der Bundesrepublik, die mit dem neuen Excimer-Laser- Verfahren arbeiten.

In Osnabrück wurden seit dem ersten Einsatz des Lasers vor rund einem Jahr 53 Patienten „gelasert“, unter ihnen 44, die auf eine Brille verzichten wollten. Eine davon ist technische Zeichnerin, deren braune Augen seit ihrem sechsten Lebensjahr hinter dicken Brillengläsern verborgen waren. Ihre Erfahrungen stellte sie auf einem internationalen Symposium zur Excimer-Laser-Methode in Osnabrück vor. Aufgrund ihrer extremen Kurzsichtigkeit habe sie selbst mit Brille oder mit Hilfe weicher Spezialkontaktlinsen nie hundertprozentig sehen können. Als die Verträglichkeit von Kontaktlinsen bei der Zeichnerin mangels Tränenflüssigkeit nachließ, kam ihr der Laser gerade recht.

Kurzsichtige sind nach Angaben von Barsnick bislang immer auf Brille oder Kontaktlinsen angewiesen gewesen. Denn durch den bei der Kurzsichtigkeit zu lang gewachsenen Augapfel könne das gesehene Bild nicht mehr auf der Netzhaut des Auges gebündelt werden, sondern davor. Mit dem Laser „kann das Auge verkürzt werden, indem die Hornhaut abgeflacht und der Brennpunkt damit verschoben wird“, erklärt der Augenchirurg.

Der Eingriff geht rasch. Das mit Tropfen betäubte Auge blickt starr auf einen Punkt im Gerät. Innerhalb von Sekunden verdampft der Laserstrahl im Zentrum der Hornhaus eine hauchdünne Hornhautschicht nach der anderen — und das im Tausendstel- Millimeter-Bereich. Um eine Brillenstärke von fünf Dioptrien zu korrigieren, „hobelt“ der Laser 45 dieser Tausendstel-Millimeter- Schichten ab, von einem Computer exakt berechnet. 90 Prozent der Hornhaut bleiben dabei erhalten. Spätestens nach 20 Sekunden ist alles überstanden.

Mit Schmerztabletten für die erste Nacht versorgt, verläßt die Patientin mit verbundenem Auge die Klinik. Bereits zwei Tage nach der Operation ist die Hornhaut verheilt. Nach vier Wochen ist die normale Sehfähigkeit des Auges wiederhergestellt. Und das ohne Brille. Auch ihr zweites Auge hat die Patientin lasern lassen. So kann sie jetzt ganz auf eine Brille verzichten. Und das bedeutet in ihrem Fall eine ganze Menge: Sie kann zum Beispiel erstmals in ihrem Leben allein Schwimmen gehen.

Die Erfolgsrate des Lasereinsatzes liegt nach Barsnicks Worten bei etwa 90 Prozent. Wer gelasert werden will, muß dafür 3.500 Mark für jedes Auge aus eigener Tasche auf den Tisch legen. Ein bedeutender Schritt ist der Lasereinsatz für Menschen, die beruflich weder Brille noch Kontaktlinsen tragen können. Dr. Peter Barsnick: „Ich helfe beispielsweise Piloten oder Polizisten, ihren Beruf weiter auszuüben.“ Eines aber ist für ihn sicher: „Blinde kann ich damit nicht wieder sehend machen“.

Daniel Meier / dpa