US-Hauptstadt der Morde

East Palo Alto (dpa) – Nicht Chicago, New York, Washington oder Los Angeles sind die gefährlichsten Pflaster in den USA. Mit East Palo Alto im Bundesstaat Kalifornien brachte es 1992 eine Kleinstadt zum traurigen Titel „Amerikanische Hauptstadt der Morde“. Die Straßen gelten als so unsicher, daß Angestellte einer großen Elektrizitätsgesellschaft Polizeischutz anfordern, wenn sie dort Arbeiten verrichten müssen. Nur mit Mühe konnten die Stadtväter die Post dazu überreden, weiter Briefe zuzustellen.

42 Menschen wurden 1992 in East Palo Alto erschossen, erstochen oder erschlagen – eine Zahl, die gegenüber rund 2.000 Morden in New York oder etwa 1.050 in Los Angeles gering erscheint. Aber in East Palo Alto leben nur circa 24.000 Menschen: Das bedeutet eine Mordrate von 175 pro 100.000 Einwohner – mehr als doppelt so hoch wie die in Washington und rund das Sechsfache von der in Chicago, Los Angeles und New York. East Palo Alto hatte vor zehn Jahren seine Selbständigkeit erlangt und denkt nun daran, diese wieder aufzugeben, da das Budget für eine wirksame Verbrechensbekämpfung nicht ausreicht. Die Stadt gilt als eine der Hauptumschlagsplätze für Drogen an der Westküste. East Palo Alto verfügt nur über 35 Polizisten, und häufig übersteigt die Zahl der Schußwechsel in der Nacht die der diensthabenden Ordnungshüter.