Nicht die Cleversten vom Clan der Diebe

Fotoapparate, Ketten, Turnschuhe, Taschenrechner, Weltempfänger, Walkmen, Rasierapparate

... Für die einen bloß Konsumartikel, für Alwin S., Kurt P. und Marian M. Grund genug, vors Amtsgericht Hamburg geladen zu werden: Die drei ehemaligen Angestellten der Gepäckabfertigung am Flughafen Hamburg mußten sich gestern wegen Diebstahls verantworten.

Von September '88 bis Ende Juli '91 hatten die drei sich exzessiv aus dem Gepäck der Fluggäste bedient. Nicht weniger als 576 gestohlene Gegenstände fand die Polizei Ende August '91 in der Wohnung von Alwin S. Der nämlich, perfekte diebische Elster, hatte nicht eines seiner Beutestücke verkauft oder verschenkt.

Was ihm letztendlich zum Verhängnis wurde. Denn von insgesamt 20 beschuldigten Mitarbeitern der Gepäckabfertigung konnte man nur den drei Angeklagten etwas nachweisen. Der Richter erwähnte denn auch, daß die vor ihm Sitzenden wohl „nicht unbedingt die cleversten vom Clan der Diebe“ waren.

Nahezu die gesamte Schicht (über 30 Personen), in der die Angeklagten arbeiteten, bediente sich fleißigst aus Taschen und Koffern. „Eine Schweinerei“, wie der überaus geständige S. betonte. Die Quittung: eine Bewährungsstrafe von einem Jahr für S., für P. eine Geldstrafe von 3000 Mark. Die kann aber bequem in einigen Monatsraten abgestottert werden. M., der sich als einziger ganz unschuldig fühlt, muß in der nächsten Woche noch einmal vorsprechen.

Sollte man nun lieber dazu übergehen, sich bei Flugreisen auf Handgepäck zu beschränken? Wenn wir der Pressereferentin des Flughafens Karin Dannel Glauben schenken, dann nicht: Es wurde, so sagt sie, schon immer kontrolliert, nach den Vorfällen sogar noch verschärft. Genaues wollte sie uns nicht verraten, denn „sonst wären die Kontrollen ja hinfällig“. Wie es denn ein einzelner trotz Kontrollen schaffen konnte, nahezu 600 Gegenstände zu entwenden, wußte auch sie sich nicht zu erklären. gag