: Grün ist egal
Haben die Grünen es verdient, daß sie in den nächsten Bundestag wieder vertreten sind? Wenn man zum Maßstab nehmen müßte, was sie sagen oder zu sagen haben zu den Themen der bundesdeutschen Politik, dann fiele die Antwort leicht: Grüne Politik — Fehlanzeige.
Die Langeweile, mit der die Parteieinvereinigung mit dem „Bündnis 90“ derzeit vollzogen wird, bestätigt diesen Eindruck nur. Noch 1990 waren die Grünen gegen die staatliche Vereinigung; dann haben sie gesagt, die West-Grünen wollten die DDR-Bürgerrechtsbewegungen nicht vereinnahmen wie das die „etablierten Parteien“ mit ihren Block-Schwestern gemacht hätten. Und nun wird der Laden zusammengeschmissen, weil sonst die 5-Prozent-Hürde nicht zu nehmen ist, ohne daß die West-Grünen sich programmatisch zu den Problemen des Aufbaus Ost verhalten hätten.
Das Desinteresse daran, wie der Lande dann heißt, ist dann nur konsequent. „Bündnis 90“ war ein ad-hoc-Bündnis, für 1990 aktuell, so kommt es im Namen zum Ausdruck. Schon 1993 historisch überholt. „Grüne“ war Anfang der 80er Jahre ein genialer Name. Eine Werbeagentur hätte viel Geld für die Idee genommen: nicht weiter abkürzbar, symbolisch eindeutig für die Sache. Offenbar ist auch das heute ziemlich egal.
(vgl. Seite 18) Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen