■ Standbild
: Medienzirkus

„Jetzt oder nie“, Montag, 20.15 Uhr, ARD

Der Kinderzirkus Kimarek, ein Ferienprojekt norddeutscher Jugendpfleger, verfügt über ein neues Chapiteau. Das ist schön. Dazu bedurfte es einer pseudodokumentarischen Unterhaltungssendung der ARD. Die war nervig: Ingo Dubinski, hoch gelobter Jungmoderator aus dem Land der freilaufenden Miniplis, bekommt zu Beginn jeder Folge nach James-Bond-Manier eine Aufgabe zugestellt, die er innerhalb einer vorgegebenen Frist zu lösen hat. Die ganze Chose darf nichts kosten, weshalb sein Anteil vornehmlich im Organisieren, im Mobilisieren freiwilliger Helfer und im Akquirieren großzügiger Sponsoren besteht. Ergo hetzen Ingo und sein mobiles Telefon gemeinsam durch die Lande, die Telekom trumpft schon im Vorspann auf. Das Konzept dieser Sendung stammt aus England, dem Mutterland des Benefizwesens. Die deutsche Variante wurde bereits in den Regionalprogrammen getestet und des Erfolges wegen nun auf den Montagabend verlegt.

Das Prime-Time-Publikum ist fortan dabei, wenn Dubinski hyperagil durch die Weltgeschichte braust. Zack, geht's runter nach Italien, wusch! auf geheimnisvolle Weise auch wieder zurück. Es galt, ein Zirkuszelt aufzutreiben, 60 Stunden blieben bis zur Premiere. Das Publikum war geladen, der Auftritt geübt, jedoch das alte Zelt unplanmäßig zusammengebrochen. Jetzt hätte man einfach für den Anlaß ein passendes Zelt leihen und langfristig ein neues bestellen können. Aber hier geht es um hochgeschraubten Nervenkitzel, um künstliche Spannung und forcierte Dramatik. Ingo überschlägt sich förmlich vor Eifer, rast und redet, bringt Beamte auf Trab und Spender in Zugzwang. Die einzelnen Aktionen rauschen vorbei; das Geschehen wird nur weitmaschig erfaßt und bleibt teils unverständlich. Die Interviews sollen spontan erscheinen und sind doch unverkennbar gestellt.

Für die beteiligten Firmen bedeutet diese Show kostengünstige Werbung, für den ebenfalls einbezogenen lokalen Radiosender einen attraktiven Programmfüller. Wäre da nicht der gute Zweck der atemlosen Hetzerei, man müßte das Ganze in Grund und Boden verdammen. So aber soll noch mal Gnade vor Recht ergehen. Herr Dittmeyer