Dagobert will kein Geld

Karstadt-Erpresser ließ Million liegen /  ■ Polizei hat seine Stimme

Zum achten Mal scheiterte am Dienstag Nachmittag in Berlin eine Geldübergabe an den Karstadt-Erpresser „Dagobert“. Obwohl er seine Forderung um 100000 Mark auf 1,1 Millionen erhöhte, „weil seine Kosten gestiegen sind“, wie er das Kaufhaus wissen ließ, rührte er das Geld erneut nicht an. Seit Juni des vergangenen Jahres sind allein auf diese Weise die Hälfte der Übergaben gescheitert.

Auf einer Pressekonferenz des Hamburger Landeskriminalamtes (LKA) wurde deshalb gestern angekündigt, die Fahndung abermals zu „intensivieren“. Dabei war den Worten vom Chef des LKA2, Michael Daleki, eher zu entnehmen, daß die Polizei wieder am Anfang ihrer Ermittlungen steht. Daleki forderte die Medien auf, das vor Wochen verbreitete Phantombild von Dagobert nicht mehr zu verwenden. „Es zielt in die falsche Richtung.“ „Streßbedingt“ hätten die Polizeibeamten, die Dagobert schon einmal buchstäblich in den Händen hatte, „unstimmige Beschreibungen“ abgegeben.

In einem Punkt allerdings glaubt Daleki ein Stückchen weitergekommen zu sein. 1989 wurde von einem Gärtner durch Zufall in einem Berliner Gelände eine Tonband- Kassette gefunden, auf der eine männliche Stimme Anweisungen für eine Geldübergabe macht. Wie sich später herausstellte, bezog sich dieses Tonband auf eine erfolgreiche Erpressung des Berliner Kaufhauses KADEWE im Jahre 1988, bei der 500000 Mark gezahlt wurden. Nach weiteren Ermittlungen geht das LKA Hamburg nun davon aus, daß es sich bei dem damaligen Erpresser „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ bereits um Dagobert handelt.

Auch wenn Daleki die Gefährlichkeit von Dagobert ausdrücklich betonte, geht aus dem Tondokument hervor, daß er nicht ohne Humor ist. Nachdem er seine Anweisungen „noch einmal gaaanz langsam zum Mitschreiben“ wiederholte, gab er den abschließenden Rat: „Und nun müssen sie sich beeilen, sonst schaffen sie es nicht mehr.“ Norbert Müller