Kinotips

KINOTIPS

Licht in ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte wirft der Film Verzaubert von neun Hamburger Filmschaffenden des autonomen Seminars „Homosexualität im Film“ der Hamburger Uni. Dreizehn „verzauberte“ 60- bis 70jährige Männer und Frauen erzählen über das schwule und lesbische Leben in den 40er und 50er Jahren, über die Diskriminierung und Verfolgung homosexueller Menschen während der Nazizeit und deren Fortsetzung in der Adenauerrepublik. Doch sie berichten auch darüber, wie sie Nischen und Tarnungen fanden. Karl wurde aufgrund seiner sexuellen Identität nach Auschwitz verschleppt und konnte nur als Funktionshäftling überleben. Bis heute ist er nicht als Verfolgter des Nazi-Regimes anerkannt. Wally erzählt in Tränen aufgelöst, wie sie einer Zwangssterilisation entkam und wie sie nach dem Krieg als Domina in der Herbertstraße arbeitete. Die Autoren haben mit Verzaubert ein einzigartiges historisches Dokument geschaffen. (Metropolis)kader

Den Versuch, ein Sittenbild des

modernen Amerika zu entwerfen, unternimmt der amerikanische Regisseur John Sayles mit seinem neuen Film City of Hope. In einer fiktiven Großstadt an der amerikanischen Ostküste toben Korruption, Verbrechen, Machtkämpfe und Intrigen. Vor diesem Hintergrund entspinnt der Regisseur ein Familiendrama, das er auch als sarkastische Antwort auf Amerikas Seifenopern versteht. (Metropolis)

Joel Garcia (Eric Stoltzt) erwacht nach einem Unfall aus der Bewußtlosigkeit und ist gelähmt. „Es hätte schlimmerwerden können“, denkt

1sich der querschnittsgelähmte junge Mann zunächst, schließlich ist er Schriftsteller. In einer kalifornischen Rehabilitationsklinik findet er sich in einem Saal wieder neben Gewalttätigen, Leichtsinnigen und simplen Pechvögeln. Mit Waterdance helfen die Regisseure Neal Jimenez und Michael Steinberg das Lebenlernen mit dem Rollstuhl auch mit viel Sinn für Humor zu sehen. Daß aber die großen Krisen zum Lernen gehören, unterschlagen sie nicht. (Neues Cinema)

Martin lebt allein mit seiner Mutter und geht in die fünfte Klasse einer kleinen Schule in der Provinz. Als die Mutter stirbt, weiß er nicht, was er tun soll und fürchtet sich davor, ins Fürsorgeheim geschickt zu werden. Doch da sind noch

1seine Freunde, die Martin zur Seite stehen - mit Mitteln, die nicht nur die Erwachsenen im Film, sondern auch das Publikum im Kino verblüffen. Ursprünglich für das französische Fernsehen gedreht, feierte der 1990 entstandene und auch für Erwachsene empfehlenswerte Jugendfilm Hand aufs Herz von Jaques Fansten Triumphe auf Festivals von Hongkong bis Florida. (Abaton)

Neu im Kino: (Besprechungen der folgenden Filme im überregionalen Teil)

Bitter Moon (Streits)

Candymans Fluch (Aladin, City, Gloria)

Body Guard (Ufa, Oase, City, Savoy, Grindel, Union) taz