■ Neu im Kinderkino: Die Distel
: Trudi, Watson, Obertöne

Neu im Kinderkino: Die Distel

Trudi, Watson, Obertöne

Mit dem kleinen Detektiv Emil und Kalle Blomkvist kann es Trudi allemal aufnehmen. Mit Kinderkrimis gibt sich das aufgeweckte kleine Mädchen erst gar nicht ab: Ihr Held ist Sherlock Holmes, und ihr Kater heißt natürlich Watson. Regisseur Gernot Krää muß dagegen die Bücher von Erich Kästner und Astrid Lindgren genau studiert haben, denn sein Kriminalfilm für Kinder ist im Grunde ein Remake der beiden

hier Kind und Tante

bitte unten schneiden

Klassiker. Da gibt es den dunkelgekleideten Verbrecher, der so fies kuckt, daß ihn auch der kleinste Zuschauer nicht wirklich ernstnehmen kann. Es gibt die Verfolgungsjagden auf dem Kinderfahrrad und die schwierig zu deutenden Spuren oder Hinweise: zum Beispiel einen Zettel voller Namen und Zahlen. Da ist der etwas altkluge Detektiv mit seinem ewigen Notizbuch und den guten Freunden, von denen jeder etwas besonderes kann oder weiß, so daß nicht ein toller Primus, sondern die solidarische Gruppe das Verbrechen aufklärt.

Die Grundregel ist, daß die Kinder immer den Erwachsenen überlegen sind. Sie sind klüger, frecher, schneller, gewitzter, und über die dummen Großen kann kind immer noch am besten lachen.

Krää hat die alten Vorlagen konsequent auf den heutigen Stand gebracht: Aus Emil ist Trudi geworden, ihre Freunde sind ein Computerkid und ein Ausreißer

mit kaputter Familie und Kontakten zur Kneipenscene. Trudi lebt bei ihrer esoterischen Tante, die sich mit Obertonsingen ihr tägliches Tofu verdient.

Der Überfall auf einen türkischen Imbiß in der Nachbarschaft ist Trudis große Chance, einmal wirklich Detektiv spielen zu können.

Und so schlägt sie sich mit Schutzgelderpressern, Hausverwaltern, die ihre Mieter schikanieren, und tumben Polizisten herum. Den Erwachsenen bleibt nichts übrig, als verblüfft und mit großen Augen in die Kamera zu blicken. Krää ist so absolut auf der Seite der Kinder, daß bei ihm zum Glück der in Kinderfilmen meist mehr oder weniger geschickt verborgene pädagogische Zeigefinger ganz untenbleibt. Statt dessen gibt es viele schöne Details und Gags, die auch noch einen ganz normalen Spaziergang von Trudi zu einer spannenden Szenenfolge werden lassen. Wilfried Hippen

Schauburg tgl. 16 Uhr