Sprache, Werkzeug, Feuer (Auszüge, 1979)
ich atme ein tief
Ich sehe vor mir das meer
sonnüberglänzt, wellenzerfurcht
Wenige vögel nur, seeschwalben, möwen
Und in der tiefe
das rollen der steine, schwer
Ihr fernes grollen
dringt durch den körper zu mir,
wie ein beben
durch den körper
Gewaltige steine von nicht-existenz
bewegen sich am strand unter wasser
Daß wir sie nicht sehen
liegt nicht an der existenz von klassen
Die auslöschung der klassen
geschieht nicht durch sie allein
Freiheit und tod
gibt es auch dort wo
keine klassen sind
Der ferne strand unterm meer steigt
aus den wellen
aus dem klaren wasser
und die steine tragen
köpfe die gebären
Köpfe die neue köpfe gebären
LächelndSchreiend vor schmerz
Wir erkennen den unterschied
auch in der abwesenheit von sprache
Lächeln und schmerz
gehen der grammatik stets voran
Die begriffe lächeln und schmerz
gehören zur grundlage der grammatik
Auch der begriff meer
und der begriff gewaltige steine
gehören zur grundlage der grammatik
Der berg aus erklärungen erhebt sich
Der berg aus erklärungen erhunsichtbar, schwer
Wir konstruieren seinen kopf
Sein lächeln und seinen schmerz
können wir nicht konstruieren
Sein lächeln und sein schmerz sind dennoch da
*
Lebenskrone, todeskrone, in einem, vermengt?
Oder völlig getrennt? Wie die berge? Wir
machen den schritt hinüber, den schwingenschritt, und kehren
um, wieder und wiederholt, bis zur
verzweiflungIn vollkommender freudeDie berge
durchdringen einanderDie musik ist licht, leicht
schwer, schwerIch seh dein gesicht kommen
Ich seh deiner zarten haut gesicht kommenZu mir
aus: Unabgeschlossene Gedichte (1987)