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■ Das PortraitV. Landsbergis

Vor genau zwei Jahren machte Vytautas Landsbergis Geschichte, als er sein Volk zur Verteidigung der Unabhängigkeit Litauens um das Parlamentsgebäude scharte. Heute hat der „Vater der litauischen Unabhängigkeit“ jegliche Unterstützung seiner Landsleute verloren und zieht sich aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurück.

Der Mann, der maßgeblich zur Auflösung der UdSSR beigetragen hat und sich im Ausland für seine David- Rolle gegen den russischen Goliath großer Beliebtheit erfreute, war innenpolitisch nie sehr beliebt gewesen. Seine Wahl zum Vorsitzenden des Obersten Rates (Parlament) im März 1990 bezeichnete der litauische Philosoph Arvydas Juoxaitis damals bereits als „historischen Fehler“.

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Foto: Marc Darchinger

Der Musikprofessor und Schachspieler Landsbergis hatte sich geschickt an die Spitze der Unabhängigkeitsbewegung Sajudis manövriert, indem er seine ehemaligen Mitstreiter ausspielte. Sein berühmtestes Opfer wurde die frühere Ministerpräsidentin Kazimiera Prunskiene, die ihn mehr und mehr in den Schatten stellte. Heute hält ihm nur noch ein einziger der 35 Gründungsmitglieder der Sajudis die Treue.

Landsbergis wird vorgehalten, Litauen in zwei Lager, in Gut und Böse, gespalten zu haben. Alle, die ihn nicht unterstützten, wurden bezichtigt, an der Wiedereingliederung Litauens in die Sowjetunion zu arbeiten. Landsbergis sah sich als Verfolgter, verfolgt von „dunklen Kräften, aus Moskau gesteuert“. Das Werk Moskaus sah er überall, vor allem in den Oppositionszeitungen. Nur die Regierungszeitung stand auf seiner Seite und publizierte seine wöchentlichen Tiraden gegen die „rote Gefahr“.

Doch das Volk hatte andere Sorgen. Das politische Aus des kalten Kriegers wurde bereits im Juni eingeläutet, als ein von ihm initiiertes Referendum über ein Präsidentialsystem scheiterte. Die Wahlschlappe während der Parlamentswahlen Anfang Dezember war die Abrechnung für die desolate wirtschaftliche Lage des jungen Staates, um die sich Landsbergis wenig gekümmert hatte. Die Aussichten auf einen Wahlsieg in den Präsidentschaftswahlen standen für ihn äußerst schlecht.

Vytautas Landsbergis bleibt vorerst Oppositionsführer und wartet auf bessere Zeiten, um später als Retter des Vaterlandes wieder aufzuerstehen. Matthias Lüfkens

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